9.12., Bangkok

Letzter Tag, Leute! Wir schlafen gut und relativ lang, kommen nach dem Frühstück erst um kurz vor elf los, aber wir sind ja im Urlaub und nicht auf der Flucht. Beim Bankomaten vor dem Hotel lass ich meine Karte im Gerät stecken (komm aber erst am Abend im Hotel drauf), das sie wahrscheinlich nach ein paar Sekunden geschluckt hat. Ein Tuk-Tuk-Keiler sieht uns unschlüssig in die Karte schauen und meint, der Große Tempel hätte zwischen zwölf und eins zu (eine Geschichte, die wir heute noch mit wechselnden Uhrzeiten hören sollten). Er könne uns aber an den Fluss bringen lassen, kostet 100 Baht, oder 2 Euro fuffzig, und dort sollen wir doch ein longtail boat durch den Kanal nehmen, samt Einblicken in kleinere floating markets und die Schlafzimmer der am Wasser lebenden Bevölkerung.
Was soll's, ein bisserl Abenteuer muss sein, und so werfen wir uns mit
dem Tuk-Tuk in den wahrlich abenteuerlichen Verkehr. Die Dreiradler sind wieselflink, wechseln fast ohne Rücksicht auf Verluste die Spur und kommen so recht flott voran. Den ganzen Tag als Fahrer auf Höhe der Auspuffe der Busse etc. zu verbringen ist sicher kein Vergnügen... Am Pier angekommen wartet der nächste Organisator schon auf uns, without doubt schon von seinem Buddy instruiert, dass da zwei Touris anrollen. Ist zwar für Bangkoker Verhältnisse mit 30 Euro pro Nase kein Bemmerl, aber wir sind nur vier
Leute im Boot und eine Stunde auf dem Wasser unterwegs. Sowas hätten wir im Alleingang natürlich nie gesehen. Abwechselnd tiefste Slums und gleich daneben feine Häuser teilen sich die Lage am Wasser. Der Canale Grande in Venedig ist es nicht gerade, es müffelt ziemlich, das Wasser ist im Grunde genommen eine einzige Kloake, aber dennoch reich an ziemlich fetten Fischen, die man zwecks Glückerzielung auch noch füttern soll. Und die auch gefischt
werden... Die Fahrt gefällt uns sehr gut und macht uns gleichzeitig erneut
sicher, dass das nicht so wirklich eine Stadt für uns für länger als zwei Tage wäre. Wieder an Land gehen wir diesmal wirklich in die Anlage des Großen Tempels rein, obwohl uns, siehe oben, auf dem Weg dorthin zwei Männer unabhängig voneinander einreden wollen, der wäre grad zu und wir sollen doch lieber mit ihnen mit zum Schneider fahren. Dabei läuft die ganze Zeit eine Lautsprecheransage an vielen Stellen der Ummauerung, dass man sich
von solchen Leuten nicht anquatschen und vom Besuch abhalten lassen solle, der Tempel sei natürlich die ganze Zeit offen (nur hört man den Text wegen des Verkehrslärms halt nur, wenn man gleich unterm Lautsprecher steht). Wurscht, wir wälzen uns gemeinsam mit Kohorten von Chinesen in die Anlage hinein, Itte muss eine Kurzarmbluse über ihr Top anlegen, ich eine Pluderhose über meine Shorts. Die Anlage ist in der Tat riesengroß,
prachtvoll angelegt und ausgeführt, mit einer irren Detailverliebtheit. Wir schlendern rund eine Stunde um die verschiedenen Tempel herum und gehen in den größten, den mit dem Jade-Buddha, hinein. Dann reicht's uns, wir sind einfach schlapp von der Hitze (und ich ein bisserl genervt von den Massen, deren Teil ich zugegebenermaßen selbst bin). Wir finden gleich ums Eck einen Markt mit Früchten und "Restaurants", stärken uns mit Wassermelone und Mango (Mann, die werden mir fehlen!) und dann mit
einem Eiskaffee im Café der Navy-Frauen (whatever...). Weiter am Weg zurück Richtung Hotel flanieren wir an zahllosen Marktständen entlang der Straße vorbei. Buddha-Anhänger, Raub-DVDs, Schmuck, Uhren, immer wieder Essen in allen denkbaren Variationen und Gerüchen. Eine andere Welt. Irgendwann werden wir dann doch zu müde, werfen uns in ein Tuk-Tuk und lassen uns um einen Hunderter zum Hotel zurückbringen. Klingt
nach nicht viel, aber im Vergleich hat der Taxler vom Airport zum Hotel für 30 km und eine Stunde 300 haben wollen... Und wiederum unser Fahrer von letzter Woche für etliche Stunden 500. Aber die Beträge sind eh alle so klein, dass es für uns völlig belanglos ist, drüber nachzudenken. Kurz vorm Hotel steigen wir aus und gehen noch ein bisschen in der Umgebung auf und ab. Und von einer Brücke über den Kanal sehen wir endlich noch einmal einen kleinen
Cousin vom Monster von letzter Woche, der sich auf ein paar Bambusstämmen im Wasser sonnt. 


Im Hotel stellen wir uns der Herausforderung, die Tasche, die wir hier geparkt hatten vor Ko Lanta, wieder in die beiden regulären Reisetaschen zu packen und mit all dem Souvenirsand, -steinen und sonstigen Andenken und Einkäufen die 30-Kilo-Marke nicht zu knacken. Und parbleu, es
funktioniert, wir lassen zwar vorsorglich jede Menge an unnützem Ballast zurück, aber wir kommen locker durch, ich kann sogar ein paar Hemden aus der Kleidertasche umpacken, damit wir nicht so schwer zu schleppen haben in Dubai. Dann noch runter (vorher noch telefonisch die Karte gesperrt....) zum Thai-Restaurant vis-à-vis, hervorragendes Pad thai gegessen (mit Nudeln, Ei und Huhn bzw. Schwein), Dessert vom fahrenden Crepes-Burschen, und jetzt, meine Lieben, ist es kurz vor 10, ich hüpf noch rasch in die Dusche, um halb elf geht das Taxi zum Flughafen (mit ausreichendem Polster, der Flieger soll um 0225 abheben). Abschließende Betrachtungen der Reise bei Muße von zuhause aus. Over and out.








Man beachte den freiliegenden Ventilator!










2 Kommentare:

  1. Großes Kino! Wobei, von der Länge ist Ben Hur ein Lercherschas... viel Action (dafür seid Ihr mit verdammt wenig Tauben-Fotos ausgekommen, ich habe keines gezählt), eine Prise Road Movie und ein Hauch von Tiefenrausch. Aber auch für die Romanciers_Innen (ha, das gefällt) war viel dabei und es wurden geschätzte 3,4 Tonnen Papiertaschentücher verrotzt (wovon 0,8 t auf Grund von witterungsbedingten Rotznasen abgezogen werden müssen). Bin schon auf das Sequel gespannt (wer weiß, vielleicht wird's ja auch ein Prequel geben :-) Gute Heimreise und erfolgreiches Einleben in den Alltag! Michael

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  2. Martin.... nur nicht nachlassen. Ich geh mal davon aus, dass du auch in Zukunft mit dem gleichen Feuereifer in Wort und Bild aus deinem weiteren Leben berichten wirst. Über Stilblüten im Office statt Lotusblüten in Thailand, Fahrscheinkontrolle in Wien Mitte statt Preisfeilschen mit den Tuk-Tuk-Fahrer, Abtauchen im Arbeitsalltag statt Tauchkurs in Ko Lanta... Freu mich echt für euch, dass ihr es so schön hattet. bis bald, Gregor

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