10.10., Gagudju Cooinda-Katherine


Um es mit Phil Collins zu sagen: Another day in paradise. Zumindest früh am Morgen, bei der Yellow Water Cruise mit unzähligen Vögeln, Krokodilen, wunderschönen Stimmungen mit der aufgehenden Sonne, spiegelglattem Wasser, einem nur sehr spärlich besetzten Boot mit einer sehr netten und sehr gut informierten Skipperin (und ja, fesch ist sie auch!). What a way to start the day!

Aber wir müssen früh aus den Federn, kurz vor sechs, das Leben hier ist kein Ponyhof! Um 0645 legt das Boot ab, die Sonne geht grad auf, der Vollmond steht noch am Himmel, über dem Wasser liegen Dunstschwaden, darüber fliegen Enten- und Gänseschwärme, wir gleiten übers Wasser, und es dauert keine fünf Minuten, da haben wir schon das erste Krokodil vor der Kamera. Heute verläuft alles natürlich, keine Fütterung, wir lassen den Krokos ihren Raum, und sie kommen dennoch oft ganz nah ans Boot heran. Ins Wasser fallen würde dir ziemlich den Tag versauen…
Uns bleibt der Mund offen ob der Vielfalt an Tieren, vor allem Vögeln. Die schon von der Kroko-Show am Adelaide River bekannten Kites, Fischadler, Reiher, Pelikane, Gänse, Enten (darunter auch solche, die nicht schwimmen), Eisvögel (klingt komisch, hier heißen sie halt Kingfisher), Kormorane und zig andere Arten, deren Namen ich nicht einmal auf Deutsch kenne.
Und natürlich immer wieder die Krokodile. Meist im Wasser, manchmal am Ufer liegend mit zwecks Temperaturausgleich aufgerissenem Maul. Die estuary crocodiles (verwirrenderweise Salties, Leistenkrokodile) sind übrigens neben dem Eisbären die einzigen Tiere der Erde, die auch ohne Bedrohung durch den Menschen Jagd auf diesen machen. Ich sterbe lieber im Bett. Die Fotos dieser Tour auszusortieren wird uns viel Zeit kosten.



wasserscheue Enten



Seeadler


"Jesusvogel" (weil er scheinbar übers Wasser laufen kann)


Um kurz vor 9 sind wir wieder in der Lodge und machen uns mit den anderen Touris über das Frühstücksbuffet her, die 9 Dollar Aufschlag auf den Tourpreis ist es mehr als wert. Gut satt für den Tag brechen wir um kurz nach 10 auf, aber halt, vorher werde ich noch an der Rezeption in ein Gespräch mit einem Australier verwickelt. Der hat mich schon beim Frühstück nach meiner Herkunft gefragt und gemeint, er hätte vor kurzem mit einem „Hubertus“ aus Österreich einen Dokumentarfilm gedreht. Davon
gibt’s nicht viel, denke ich mir und sage es auch, und in der Tat, es ist der Hohenlohe. An der Rezeption stellt sich heraus, dass Bill ein Tour-Organisator ist und auch den Reisebürofachmann unseres Vertrauens bei „Boomerang Reisen“ in Wien kennt. Er gibt uns noch ein paar Tipps mit auf den Weg nach Katherine, and off we go. Die Welt ist klein.

Die Strecke, zuerst nach Südwesten auf dem Kakadu Highway und dann weiter nach Süden auf dem Stuart Highway ist ein wenig mühsam zu fahren. Sicher nicht aufgrund von Verkehrsüberlastung. Da kannst ohne weiteres auch einmal eine Stunde ohne Gegenverkehr unterwegs sein.

Der Reiher war sich seiner Reflexe sicher







Aber es ist tierisch heiß, und das spüren wir trotz Klimaanlage. Was die Aussies unter „Highway“ verstehen, ist bei uns übrigens eine normale Bundesstraße (hatten wir das schon einmal?). Zweispurig, meist Tempo 90, manchmal 110, und am Stuart Hwy abschnittsweise 130 (hab ich nicht ausgereizt, das ist mir zu stressig). Immer wieder frisch verkohlte Wälder. Interessanterweise sehen wir im ganzen Kakadu NP kein einziges Känguru oder Wallaby. Auch nicht FORD.

Angekokelt und schon wieder grün

40 km vor Katherine, wo es dann links rüber zu den gleichnamigen gorges, Schluchten, gehen wird, biegen wir zu den Edith Falls ab, drei kaskadenartig übereinanderliegende Teiche mit dazwischenliegenden kleinen Wasserfällen. Es ist 14 Uhr und so heiß, dass wir auf die insgesamt 2,5 km lange Rundwanderung hinauf zum höchsten Pool verzichten und lieber in den untersten schwimmen gehen. Oder baden. Das Wasser ist brunzlwarm, aber sehr sauber und umgeben von tropischer Vegetation. Und keine Krokodile. Zumindest keine gefährlichen Salties.



Zumindest sagen das die Schilder am Weg zum Teich, dh. sie sagen sinngemäß, die Parkverwaltung ist bemüht, dafür zu sorgen, dass keines von den Biestern es hier hereinschafft. Fallen, Kontrollen vor der Öffnung etc. Man möge bitte eventuelle Sichtungen telefonisch melden. Irgendwie zu unverbindlich für die beste aller Reisebegleiterinnen und auch mich. Und Freshies (also die an sich für den Menschen ungefährlichen kleinen Krokos) kann es sowieso geben. Also schwimm ich nur vielleicht 50 Meter weit weg, während Itte lieber den Ausstieg sichert und dort bleibt (aber schon im Wasser). Wir bleiben ungefähr eine Stunde drin und fahren dann wieder zurück Richtung Stuart Highway, unserer Tagesdestination entgegen. Noch auf dem Zubringer zum Highway glauben wir eine Rauchsäule aus einem verkohlten Waldstück aufsteigen zu sehen. In Wirklichkeit ist es eine Windhose, die Staub und Laub weit hinaufwirbelt und sich mit rund 30 km/h (wir fahren in etwas Distanz nebenher) fortbewegt. Ich denke an den Film „Twister“ und was dort die Wirbelstürme mit den Autos anfangen, but I don’t share my thoughts with the lady riding shotgun.

In Katherine, einer der größeren Städte des Northern Territory, machen wir kurz noch Pause zum Einkaufen, weil wir uns heute Abend im „Chalet“ (klingt sehr vornehm, ist aber ein besserer Wohncontainer am Campingplatz, allerdings eingerichtet mit so ziemlich allem, was man so braucht) wieder mal selber versorgen können und wollen.


Also zum örtlichen Woolworths rein (nachdem wir vorher beim erstbesten Supermarkt Bekanntschaft mit der nicht so guten Seite des australischen way of life Bekanntschaft gemacht hatten, etlichen sturzbesoffenen Aboriginals, und nicht nur Männern). Genauso, wie man es eh kennt und wie es uns der Ranger aus dem Arnhem-Land gestern erklärt hat. Exkurs II., Supermarkt: praktisch alles Wurstige und Käsige ist verpackt, die Kühltheke für die offenen Waren ist zwar rund einen Kilometer lang, aber drin liegen grad mal drei (!!) Sorten Schnittkäse und ein paar bleiche Wurst- und Bratensorten. Und dahinter steht die ärgste Dumpfbacke von einem Lehrling zwischen Scheibbs und Nebraska. Ok, samt einer Frau, die seine Fehler korrigiert. Ist aber offenbar wurscht, weil es kauft eh keiner die offenen Sachen. Vor der Kassa, hinter den Leuten, die den Wocheneinkauf machen (oder vielleicht ist’s auch nur für zwei Tage), werden die Österreicher nachdenklich ob der Menge und der Qualität der Sachen, die da in den Wägen liegen (Wagerl wär untertrieben).


Im Nitmiluk NP angekommen, müssen wir zuerst einmal unser Quartier suchen, nirgendwo angeschrieben. Ich bin aber halbwegs beruhigt, als ich seine Koordinaten von unserem Roadbook ins Navi eintippe und mir dieses zu verstehen gibt, ich wär eh schon da. Nach ein bisserl Herumfragen finden wir auch die Rezeption (an der Poolbar/Frittenbude) und bekommen den Schlüssel zu unserem Chalet. Von außen betrachtet kommen uns ernste Zweifel (man kennt das aus den US-Filmen, wo die Mutter oder der Vater des Hauptdarstellers in einem heruntergekommenen Trailer-Park wohnt…), aber innen ist es ok, geräumig, Wohn/Koch/Essraum, Schlafzimmer, Bad. Passt. Und draußen hüpft eine Horde Wallabies durch den Park, ein paar Gesandte schauen bei uns vorbei, ob‘s da was zu futtern gibt, aber wir bleiben diesmal hart. Soll man nicht, aus gutem Grund, aber erklär das mal einer Mutter mit einem Kleinen im Beutel… Zum Abendessen gibt’s Brot und Käse und Oliven und einen Sauvignon Blanc. Und je eine halbe Zuckermelone zum Dessert. 2130, Zeit fürs Bett, Schreiber!

Some darn good pictures here!

1 Kommentar:

  1. Ich dachte ja zuerst, dass das ein schüchternes Känguru ist - aber nein: es ist ein Mamakänguru! GENIAL!

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