30.9., Albany Whalewatching

Hold on to your breakfast!

Tag 4 und es könnte nicht besser sein! Wieder ein aufregender Tag, diesmal aber ganz im positiven Sinn. Wir stehen kurz vor 0700 auf, das Wetter ist eher grau, windig und nicht sehr einladend für einen Trip mit einem Katamaran. Aber wir entscheiden uns zu fahren, obwohl uns die Frau des Skippers gestern per email mitgeteilt hat, dass sie schon seit ein paar Tagen (später werden wir erfahren, 16) keine Wale mehr gesehen hätten, die Saison wäre vorbei. Aber Seehunde gäbs und vielleicht ein paar Delfine.


Also um 0915 an Bord des Segel/Motorkatamarans gegangen und eine launige Einführung von Skipper/Owner John genossen (der war Geografielehrer, hat dann eine Schule gegründet und bringt jetzt den Leuten die Schönheit des Meeres und seiner Bewohner nahe, detaillierte geografische und physikalische Schmankerl inklusive). Ich unterhalte mich lang mit ihm beim Rausfahren, ein faszinierender Mann. 



Nach ca. 45 Minuten haben wir eine Insel erreicht, hinter der heute Früh vom Land aus mit starkem Fernglas ein Wal gesichtet wurde. Die Insel liegt mitten im warmen Strom, der vom Norden des Kontinents aus der Timorsee kommt und hier einen ordentlichen Waschmaschineneffekt mit sehr starkem Wellengang erzeugt. Die Wellen brechen mit einer unglaublichen Wucht an die Felswände der Insel. Im Leuchtturm oben am Kliff kann man laut John bei schwerer See den Aufprall der Brecher spüren! Es sind viele Inder und –innen an Bord, keine/r von ihnen setzt die Tipps von John gegen Seekrankheit um, und so kotzen sehr viele von ihnen bald um die Wette (später, als wir bei den Seehunden sind, denke ich, da röhrt einer von denen am Ufer, dabei füllt grad ein Inder das Speibsackerl an).
Das Boot macht wirklich starke Bewegungen entlang der Längsachse, man muss sich ordentlich festhalten, gemütlicher Trip ist das keiner, but that was never the intention… Auf der Rückseite der Bucht, ohne Wind und Wellen, nähern wir uns den Seehunden an den Felsen und davor im Wasser bis auf wenige Meter. Sehr schön, liebe Viecher, ich freu mich schon auf das Schwimmen mit ihren Cousins in Kaikoura/Neuseeland! 

Wir wollen eigentlich schon umdrehen und zurück fahren, da sehe ich in vielleicht 500 Metern Entfernung die Fluke eines abtauchenden Wals. Helle Aufregung, sie ist schwarz, also ein hier in der Gegend heimischer Southern Right Whale. Von denen hat John übrigens in der letzten Saison über 380 gesehen, heuer waren es 8… Und warum der „right“ heißt? Weil er – im Gegensatz zum Buckelwal, der sich gegen die frühen Walfänger in ihren Waschtrögen mit seiner Finne ganz ordentlich wehren konnte – der Richtige zum Jagen war. Kein Scherz!

Wir halten also auf den Abtauchpunkt zu und warten. Auf einmal tauchen ca. 300 Meter voraus zwei oder drei Buckelwale auf. Und einer springt so weit er kann, also zu ca. zwei Drittel seiner Körperlänge, aus dem Wasser und lässt sich seitlich wieder reinfallen. Ich hab zufällig die Kamera am Auge und mach vom Rauskommen bis zum Reinplatschen neun Fotos, und alle sind gut gelungen (eines wird wohl mein neuer Desktophintergrund…). 


Sensationell, dass wir sowas miterleben dürfen! Ein paar Flukenfotos gelingen mir noch, dann müssen wir uns auf den Retourweg machen. Und auf einmal ist da eine Schule Delfine, die offenbar auf der Jagd ist und ein wenig Unsinn zwischendurch im Kopf hat. Einige kommen ganz dicht ans Boot heran, das immerhin mit 18 km/h unterwegs ist, schwimmen neben uns her, kreuzen vorm Bug hin und her, fallen ab, kommen wieder. Jackpot!

Wir waren vier Stunden unterwegs, und ich hätte die Fahrt schon allein wegen der Wellen, des unglaublich blauen bis türkisen Wassers und der Seehunde jede Minute genossen. 

Mit den Buckelwalen und Delfinen aber war es einer der schönsten, wenn nicht der schönste Ausflug meines und unseres Lebens.



















Zurück an Land fahren wir entlang der Küste zur Natural Bridge und The Gap, zwei Gesteinsformationen, durch die die Brandung tosend hereinbricht. Seit Mittag haben wir blauen Himmel, fast wolkenlos, und es ist angenehm warm. Wir bleiben sicher eine halbe Stunde hoch oben auf den Steinen über dem Meer sitzen, schauen auf die Brecher in der Bucht gegenüber, genießen die Sonne, die Einsamkeit (kaum andere Touris!) und überhaupt das Leben.


Natural Bridge





Dann setze ich mich noch mit meinem Wunsch durch, zum Walfangmuseum am Ende des kleinen Nationalparks zu fahren. Dort gibt es auch einen botanischen Garten und einen Zoo mit australischen Tieren. Alle Attraktionen sperren allerdings um 1600, gerade, als wir ankommen. Wir beschließen, morgen Vormittag wiederzukommen und das in aller Ruhe zu machen. Vorerst hat Itte Zeit, ausführlich im Souvenirladen zu stöbern (die Ausbeute ist zum Glück vernachlässigbar). Und wir beschließen, noch eine dritte Nacht in Albany anzuhängen und es morgen ganz gemütlich anzugehen, nach Walfang und Zoo etwas in der Stadt zu bummeln und jedenfalls den schönen Strand entlang zu gehen.

Zurück in der Stadt noch ordentlich und endlich Vorräte gebunkert samt zwei Flaschen vom Roten aus Australien, wenn wir schon mal da sind. Die eine davon hat keine Chance gegen uns, die tote australische Kuh vom BBQ in der Gemeinschaftsküche am Campingplatz (Holiday Park heißt das hier) geht fein runter damit. Dazu Salat und getoastetes Brot. Ein Essen, passend zum Tag. Jetzt ist es 2250, Itte ist vor einer Stunde über ihrem Buch eingeschlafen und lässt sich durch mein Tippen nicht stören. Grad wacht sie auf, das heißt, ich hör jetzt auf, schick sie zum Zähneputzen in unser Bad „ensuite“, also für uns allein gleich hinterm Wohnmobil, man gönnt sich ja sonst nix, bau das Bett auf und dann fallen wir hundemüde hinein. Morgen kein Wecker!

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Life is good!

9 Kommentare:

  1. Um die Wal- und Delphinbegegnungen beneide ich euch schon sehr ... um die Sache mit den Speibsackerln eher weniger ;-)

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  2. Hallo Weltenbummler,
    wir haben gerade zum ersten Mal euren Blog geöffnet und sind begeistert was ihr schon alles erlebt habt. So spannend - besser als jedes Abendprogramm im TV :-). Liegen auf der Couch u Ingo lässt sich alles vorlesen....
    Freuen uns auf viele weitere Berichte und Abenteuer - viel Spaß und passt gut auf, auf euch!!
    Ingo&Sandra

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  3. hast mich mit deiner seehund-inder-schilderung herzhaft zum lachen gebracht. danke dafür!
    wünsche euch eine weiterhin gute reise und viel freude!
    lg, ae

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  4. Ich finde ja, dass Flambierter Walbuckel besser als Tagesabschluss gepasst hätte als ein Steak, aber bitte... Tolle Fotos und Eindrücke. Danke Martin, Danke Itte, Danke Inder! LG, Michael

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  5. So ein Glück gerade die Camera vorm Auge zu haben und .......
    den Tüchtigen gehört eben die Welt ;)))))
    beneide euch wirklich
    Liebe Grüße, Rudi

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  6. Wie schön, dass Ihr so einen tollen Ausflug hattet! Gänsehaut beim Lesen. So ein Glück, den Wal zu sehen. Freut mich sehr!

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  7. Hallo Ösis, klinke mich erst heute in den Blog - grandios was Ihr erlebt und v.a. wie Martin das in Worte fasst. Solltest ein (Bilder)Buch darüber schreiben. Lache immer wieder herzhaft - ich glaube ich sollte mich täglich reinhängen, in Euren Blog. Alles Gute Ingeborg

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  8. habe gerade zum ersten Mal deine blog geöffnet und bin begeistert, Martin. Zum Teil werden eigene Erinnerungen wach - (whale watching, Krodokile füttern) und ich sehe dich richtig vor mir wie du vor Begeisterung strahlst. Gute Reise euch beiden und ich freu mich auf die nächsten Einträge! Ingrid

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  9. Andreas Reisenberger25. Oktober 2014 um 02:58

    Beneidenswert.....ich glaub ich muss der Patricia dann bald mal einen Urlaubsantrag schicken....hihi....tolle Fotos!!

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