19.10., Cairns-Kurunda

Regenwald fast zum Angreifen

Heute wieder mal mit Wecker aufgestanden, da wir um 0845 vorm Hotel abgeholt werden für die Tour nach Kurunda. Beim Frühstück regnet es zeitweise stark, aber die Kellnerin beruhigt uns, das geht auch schnell wieder vorbei. Die Wettervorhersage für die nächsten Tage ist durchwachsen, mal sehen... Kurunda ist ein Dorf mitten im Regenwald nordwestlich von Cairns. Man kommt dort mit dem Auto hin, aber - viel schöner - entweder mit der längsten Umlaufgondelbahn der Welt (7,5 km) oder einer historischen Schmalspurbahn. Wir kombinieren, rauf mit der Seil- runter mit der Eisenbahn. Die Fahrt hinauf führt über tropischen Regenwald, soweit das Auge reicht. Faszinierende, teils riesengroße Bäume, Kampf der Pflanzen ums Licht mit allen Tricks und Taktiken. Beim ersten Zwischenstopp gibt es einen Boardwalk durch den Regenwald, sehr schön gemacht und schonend in die Natur eingebettet. Schautafeln entlang des Weges mit wissenswerten Details. Weiter geht die Fahrt, teilweise direkt entlang oder über den Baumwipfeln.
Bei der nächsten Zwischenstation frag ich den "Liftwart" ein bisserl über den Bau der
Seilbahn aus. Jedes Stück, jede Schraube, jede der über 3.600 Betonlieferungen, und natürlich auch jeder Mann, wurde mit dem Hubschrauber gebracht. Die Männer durften für jede Stütze nur ein Quadrat von 10 Metern Seitenlänge schlägern/säubern und dieses nach getaner Arbeit wieder neu mit den dort üblichen Pflanzen besäen. Im Vergleich zum Bau einer Gondelbahn im alpinen Gelände, der sicher schon komplex genug ist, ein irrer Aufwand.Aber er hat sich gelohnt, das Erlebnis der Fahrt (ohne Zwischenstopps 40 Minuten) ist einmalig. Oben angekommen macht der Schreiber
ein paar Minuten, es sind sicher 15, gefühlte 30, Pause, während die beste Reisebegleiterin des Universums im gut sortierten Souvenirladen stöbert und zum Glück nix mehr findet. Die Sonne kommt ein bisserl durch, während es während der Fahrt noch zeitweise ein wenig geregnet hat. Und die hat Kraft! Wir sind gar nicht unglücklich über die Bewölkung, so lässt es sich gut im Dorf herumspazieren. Dieses ist natürlich sehr touristisch angehaucht, oder eher angeblasen. Souvenir-Shop neben Didgeridoo-Shop neben Deutschem Wursthaus (kein Scherz, samt White Beer) neben Fotogalerie und Aboriginal-Kunsthaus. So braucht man für ein paar 100 Meter eine
Stunde. Passt schon... Am anderen Ende des Ortes gibt's einen kleinen Zoo mit einheimischen Tieren, da gehen wir rein. Naja, ganz nett. Das Schlangenhaus lässt Frau Schreiber aus. Ich seh endlich meinen Teppichpython, obwohl ich ihm lieber in freier Natur unerschrocken ins Auge geblickt hätte.

Für die Rückfahrt nehmen wir wie gesagt die Bahn, Abfahrt 2 Uhr. Wir haben zwar zugeteilte Sitzplätze, finden aber einen Platz in einem fast leeren Wagen. Die Fahrt geht die historische Strecke hinunter, die Ende der 80er Jahre des 19. Jahrhunderts gebaut wurde. Und zwar aufgrund der ambitionierten Streckenführung durch schwierigstes Terrain mit ziemlichem Aufwand und vielen Opfern. 32
offiziell durch Unfälle, viele mehr durch Krankheiten und Schlangenbisse. Grund für den Bau war die Notwendigkeit einer Verbindung der Zinnminen im Landesinneren mit dem Hafen in Cairns. Es gibt 15 Tunnel, alle mit Dynamit vorgesprengt und dann mit Schaufel und Spitzhacke gegraben, und ich weiß nicht wie viele Brücken, Kurven und Kehren. Für mich unvorstellbar, wie die das damals, allein schon ohne die heutige Vermessungstechnik hingekriegt haben. Ist ganz zu recht in der Hall of Fame der australischen Ingenieurskunst verewigt. Das ganze Gebiet ist übrigens Weltkulturerbe.


Wir lassen uns nicht vom Bus wieder ins Hotel bringen, sondern fahren, fast allein im Zug, weiter nach Cairns Central. Von dort, es ist mittlerweile vier Uhr, gehen wir quer durch die (überschaubare und rechtwinklig angeordnete) Stadt zur Esplanade, der Promenade am Meer. Dort steppt der Bär, Kinder plantschen in der Lagune (im Meer wär's nicht so gut, es gibt Krokodile, informiert uns ein Schild), sportliche Leute walken, joggen, trainieren ihre Bizepse etc. Andere grillen für zig Leute Würstel und dergl. auf den öffentlichen Gas-Barbecues. Wieder andere, konkret wir, kaufen

"Lagune"

sich je eine Pizza und verspeisen diese mit Hunger und Genuss an einem Tisch mit Meerblick. Als Entrée gibt's eine halbe Melone, die uns der Woolworth's vorher verkauft hat. Gut, dass der Schreiber sein Essbesteck vom Bundesheer immer mit dabei hat.


Wir kommen müde um halb sieben ins Hotel, war ein schöner Tag ganz ohne Autofahren (das bisserl Bus zählt nicht). Morgen soll das Wetter regnerisch werden, Boarding aufs Schiff ist erst um vier am Nachmittag, also werden wir uns wahrscheinlich einen faulen Tag machen. Grad kommt der zweite Guss herunter, seitdem wir im Zimmer sind.

Lots of Regenwald




Der Zug von gegenüber, aus der Gondel, gesehen.


Boardwalk


In der Wet Season sind die Fälle etwas
spektakulärer als heute.

Frau Kasuar


Der Herr Gemahl kann auch ungemütlich werden. Verhalten im
Ernstfall (Piktogramme rechts oben: nicht umdrehen, langsam 

zurückgehen und möglichst einen festen Gegenstand (zB. Baum) 
zwischen den Vogel und dich bringen. Wenn grad kein Baum da, 
dann Rucksack. Wenn kein Rucksack verfügbar,
dann ist der Tag endgültig im Kanal...

Diverse Pflanzensamen des Regenwaldes




Blumen wie bei uns nur beim Floristen




Koalas schlafen bis zu 22 Stunden pro Tag, um möglichst viel
Energie zu sparen, weil die Eukalyptusblätter halt nicht viel
Energie hergeben.

Die Ausrede der Kängurus kenn ich nicht.



Cairns downtown


Kurz vor der Pizza, die BRB mag nimmer.








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