Endlich wieder einmal ausgeschlafen, auch nicht schlecht.
Ich schau mir gleich das für den heutigen Tag geplante Programm an. Eine große
Runde durch die Eastern Macdonnell Ranges, inklusive einer 50 Kilometer langen
4WD-Strecke, für die man laut Reiseführer mindestens 2,5 Stunden einplanen
sollte. Insgesamt rund 330 Kilometer. Zu viel nach dem gestrigen Programm, entscheide
ich und bekomme keinen Widerspruch von der besten Reisebegleiterin unseres
Solarsystems. Nach dem Frühstück schauen wir gleich bei der Post vorbei,
erkundigen uns nach den Preisen für einen Karton per Seefracht nach Österreich
(kein billiges Vergnügen), kaufen dennoch einen und sortieren ein paar Sachen aus,
die wir mit Sicherheit nicht brauchen werden. Punktgenau 6,00 kg sind nun
unterwegs nach Hause, die Taschen lassen sich dennoch nur mit viel Geschick
packen, wie ich am nächsten Tag feststellen werde. Aber immerhin, ein bisserl
weniger ist’s geworden. In der Touristeninformation holen wir uns noch ein paar Tipps
für den Tag ab, schnell noch in den Supermarkt um ein paar Karotten und
Nussriegel (davon ernähren wir uns untertags, plus Äpfel und Birnen), und um
1230 geht’s dann doch los in die Eastern Macs, zur ca. 80 km entfernten Trephina
Gorge.
Gum Tree, 300 Jahre, 33 m hoch |
Wir klettern, ok, steigen rauf zum rim walk, genießen die Aussicht auf
die Felsen und die Gegend und steigen am Ende der Schlucht runter ins
Flussbett, um dort zurück zum Parkplatz zu gehen. Ein bisserl mehr als eine
Stunde, die beste etc. hat zwar anfangs ein wenig gemurrt über die Anstrengung
in der Mittagshitze (war aber erträglich), war aber dann bald auch froh, dass
wir da rauf sind. Auf der Karte ist – als Alternative zum Rückweg wieder über
den Ross Highway – eine 4WD-Strecke eingezeichnet, die ein wenig
weiter östlich
beginnt, dann nach Süden und schließlich im Bogen nach Westen runter- bzw. zurückgeht und 20 km östlich von Alice wieder auf den Highway trifft. Der Reiseführer
sagt, man solle sich am Beginn der Strecke im Ross River Resort nach dem
Zustand der Strecke erkundigen, und das mache ich auch.
Flussbett der Trephina Gorge |
Wir bleiben dort stehen, kaufen uns einen Kaffee und Kuchen
(nur von Karotten etc. kann ja kein vernünftiger Mensch leben) und kommen
schnell ins Gespräch mit Shane (dem Besitzer, wie ich am Abend auf deren
Website erfahre). Er empfiehlt mir, beim Durchfurten der Wasserstellen aufzupassen,
und speziell beim dritten das Untersetzungsgetriebe dazu zu schalten und mit
der zweiten langsam durchzufahren, immer den Spuren der anderen nach. Vor einer
Stunde erst habe er einen Deppen rausziehen müssen. Ich denke, dass, und frage
ihn auch ob er mich verdingsen will. Aber nein, es gibt hier unterirdische Flüsse,
die halt dann und wann ans Tageslicht kommen. Nicht schlecht für die Viehzucht,
die entstehenden Waterholes. Ich möge auch aufpassen, dass ich im Sand nicht zu
viel Gas gebe und mich dadurch eingrabe. Kennen wir ja vom Schnee, aber langsam
überlege ich mir, ob mein Vorhaben gescheit ist… Ein ca. 20jähriges Mädel aus Stuttgart, die spielt grad Billard mit Shane, klinkt sich ein ins Gespräch und meint sinngemäß, wir sollen uns nicht ins Hemd machen, sie ist da auch locker durchgekommen. Shane sagt ihr, sie soll uns eine Tour mit dem Auto über das Anwesen und das umliegende Gelände geben. Ich bin anfangs skeptisch, es ist vier Uhr, und die Rückfahrt über die Piste dauert laut Shane rund 90 Minuten. Dämmerung und so… Aber Sandra verspricht, es kurz zu machen. Sie ist hier auf „work and travel“ und hilft – wie damals Karoline – gegen Kost und Logis bei der Versorgung der Campingtouristen mit. Im dreckigsten Auto westlich des Mississippi holpern wir in einem
recht ambitionierten Tempo los. Das Mädel hat das Aussie-Feeling schon inhaliert, steuert den Wagen lässig in ihren Flipflops, sitzt nur einmal irgendwo kurz auf, mit Schwung rauf auf eine felsige Kuppe, auf die ich mich ohne Untersetzung im Kriechgang nicht getraut hätte, und wir steigen kurz aus um einen Blick auf die „Chinesische Mauer“ zu werfen. Eine besondere Gesteinsformation, deretwegen Geologen aus ganz Australien herkämen. Sie versucht zwar, uns die Sache zu erklären, aber keiner von uns ist Geologe, und im Endeffekt ist es uns auch egal. Aber schön anzuschauen!
Die australische Chinesische Mauer |
Ich muss jetzt auf die Zeit schauen, sonst wird es uns
wirklich zu spät, ganz ohne Zeitpuffer will ich nicht losfahren über
die einsame Strecke. Zurück im Resort springen wir also ohne weiteren Verzug in
unseren Wagen und los geht’s. Das erste Rindergatter ist nicht weit und muss auf-
und wieder zugemacht werden. An sich Beifahrerpflicht. An sich, wenn da nicht
die imminente und nicht zu unterschätzende Schlangengefahr wäre… Die ersten
beiden Wasserlöcher sind leicht, da werden ja kaum die Felgen nass. Auch Nummer
drei ist weit nicht so schlimm, wie Shane es dargestellt hat. Das muss schon echt
ein Volldepp gewesen zu sein, wohl zu schnell rein, dann schwappt Wasser in den
Motorraum und der Murl säuft ab. Kann ich mir aber hier nicht leicht
vorstellen. Dennoch ein feines Gefühl, und ich hätte mir nicht träumen lassen,
ausgerechnet hier, wo es überall staubtrocken ist, furten zu müssen/können
(wenn auch nur für Anfänger). Jedenfalls macht das großen Eindruck auf die BRB,
und das ist gut so. Weiter geht’s über teils steinige, teils sandige, teils
ziemlich tief sandige Abschnitte
Der
letzte Streckenabschnitt zurück nach Westen ist besser ausgebaut, ungefähr so
wie die Mereenie Loop Road zu fahren. Aber Vorsicht ist dennoch angesagt, immer
wieder kreuzen junge Rinder die Fahrbahn, die keine Ahnung von den Vorrangregeln
haben. Itte hat immer ein wachsames Auge und gibt mir in klaren Worten zu
verstehen, dass ich langsamer werden soll, verdammt noch mal! Mach ich auch,
bin eh vorsichtig. Als wir auf dem Highway und damit so gut wie in der
Zivilisation zurück sind, sind wir einerseits froh über diesen spannenden
Ausflug, andererseits auch darüber, wieder festen Boden unter uns zu haben. Außer
zwei Wanderinnen gleich nach der Abfahrt von der Lodge haben wir auf den ca. 70
Kilometern niemanden gesehen. Klar, das ist ein Risiko. Wenn uns dort was
passiert, haben wir ein Problem. Und das geringste dieser Probleme wäre, die
Nacht im Auto zu verbringen (Wasser haben wir mehr als genug mit dabei). Reifen
wechseln geht sicher auch noch, solang es noch hell ist, aber einen Unfall, und
wenn er nur zur Fahruntüchtigkeit des Autos führt, will ich hier nicht haben.
Die Australier tun sich diesbezüglich nicht so viel an (haben allerdings auch
Funk und/oder Satellitentelefon dabei), aber wenn man was erleben will abseits
der ausgetrampelten Wege, muss man halt ein kalkuliertes Risiko eingehen. Meine
diesbezüglichen Überlegungen teile ich allerdings sicherheitshalber mit Itte
erst beim Frühstück am nächsten Tag (sie hatte ähnliche Gedanken).
Noch kein Ende in Sicht... |
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sind wir wieder im Quartier,
nachdem wir vorher noch die höchste Spritrechnung unseres Lebens auf die
Kreditkarte gelegt haben. 200 Dollar oder 140 Euro für 114 Liter Diesel. Ich
wasche den roten Staub von unseren Schuhen, und nach einer feinen Dusche ist
uns heute nach Pizza. Ca. 400 Meter Fußmarsch, unter anderem über eine nicht
besonders gut beleuchtete Fußgängerbrücke über das trockene Flussbett. Itte hat
kein gutes Gefühl dabei, aber mit mir an ihrer Seite kommen wir gut drüben an,
müssen dann zwar lang auf unsere Pizzen warten, aber die sind es dann wenigstens
wert gewesen. Zwei Eckerln werden für morgen Mittag eingepackt.
Zurück im Zimmer
schlichtet Itte ihre Tasche für den morgigen Flug um, ich tipp noch ein wenig,
und als mein Bett endlich frei von ihrem Zeugs ist, werf ich mich in dieses und
schlafe gleich ein (Ittes e-Reader bewährt sich, so braucht sie kein Licht zum
Lesen und stört mich daher nicht). Ich hab meinen zwar auch mit, aber bisher noch
nichts gelesen. Das Schreiben macht mir Spaß, ich hab kein Bedürfnis nach einem
Buch, auch die aktuellen Ereignisse in der Welt gehen zum größten Teil an uns
vorbei, nur ab und zu schau ich bei orf.at vorbei, wenn ich grad im Internet
bin. Ist gut so, das ist richtiges „Wegkommen“ und Abschalten.
Off-road-pictures
Off-road-pictures
Dem rechten Knöchel geht's eh schon wieder besser... Man wird nicht jünger, und offenbar auch nicht gescheiter. |
Da freut sich der Philatelist (ist nicht unser Paket). |
Geniales Aufeinembeinstehbaumfoto ������
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