8.10., Darwin-Kakadu NP

Tagwache 7 Uhr. Beim Frühstück schaut uns wieder ein/das Baumpossum ins Auge, diesmal mit Jungem am Buckel. Mooooiii! Wir fahren wie geplant um 9 Uhr ab, zuerst nach Süden den Stuart Highway entlang, dann, kurz vor Humpty Doo (no joke!), nach Osten auf den Arnhem Highway. Um 1015 sind wir bei der Basis der Jumping Crocodile Cruise angelangt. Um 11 geht’s los, wir gehen auf das offene Oberdeck, und die beste Reisebegleiterin wo gibt setzt sich in die Mitte. Die am Rand werden immer zuerst gefressen…


Road Train, bis zu 50m lang

Am Adelaide River gibt es rund 7.000 Krokodile, und zwar die großen, gefährlichen Salties, die im Gegensatz zu ihrem Namen durchaus das Süßwasser bevorzugen. Die ersten Kerle, so um die 2,5 bis 3 Meter lang, kommen bald angeschwommen und werden mit einem Stück Sauschädel, roh versteht sich, an einem langen Stock mit Schnur daran, angelockt. Grade so, dass sie das Leckerli nicht gleich erwischen. Die Viecher kommen teilweise bis zu den Hinterläufen aus dem Wasser und schnappen sich irgendwann einmal das Fleisch. Beeindruckend/schaurig. Kurz vorm Wendepunkt taucht auch der König des Flusses auf, mehr als 6 Meter lang und 70 bis 90 Jahre alt. Ein Mordstrumm mit einem Riesenmaul. Der hats aber nimmer nötig zu springen, kriegt sein Stück auch so. Über uns kreisen Raubvögel, Kites, die auch auf ihre Fütterung warten. Als sie spitzkriegen, dass sie jetzt dran sind, kommen sie in Scharen und fangen sich die Speckstücke (ca. 1 cm-Würfel) teilweise im Flug. Auch nicht schlecht.

Dem Viecherl fehlen rechts vorn und links Hinten die Beinchen. 
Exkurs Naturkunde: wenn der Busch brennt, profitieren die Vögel von den fliehenden und verendeten Tieren am Boden und fangen sie sich entweder lebendig oder tot. Und wenn das Feuer auszugehen droht, schnappen sie sich ein Stück brennendes Holz und lassen es etwas weiter fallen, um so erneut das Feuer anzufachen. Clever, aber aus Sicht des Menschen halt oft nicht so ideal. Zu den Crocs noch etwas. Seit 1974, als sie unter Schutz gestellt wurden, hat sich ihre Zahl in Australien von 5.000 auf 80.000 erholt. Jetzt ist man so weit, dass man die Population eindämmen muss, und das tut man, indem man die Gelege plündert und die Eier zu Farmen bringt zur Fleisch- und Lederproduktion. Und das ist ein echt lustiger Job. Man wird vom Heli runtergelassen, der Lärm verscheucht das das Gelege bewachende Weibchen für ca. 15 Minuten. In der Zeit muss der Mann am Boden, alleine, die Temperatur des Geleges messen (wegen Geschlechtsbestimmung), die Eier markieren (wegen oben/unten, darf nicht gedreht werden, das Ei), und die Eier einsammeln, naturellement. Und hoffen, dass Muttern es sich nicht anders überlegt. Aber zur Not hat er eh eine 9mm an der Hüfte hängen… Unser Fütterer hat das früher gemacht.

Erinnert irgendwie an Flipper

Seit 1974 hat es übrigens 26 Tote durch Krokodile gegeben in Australien, davon vier heuer und insgesamt nur zwei Touristen, ganz am Beginn, als noch nicht alle sieben Meter ein Warnschild stand. Im Wesentlichen Idioten, also Opfer des Darwinschen Gesetzes, survival of the fittest 
und so. So zB. 200 Meter von der Anlegestelle vor drei Wochen, ein Angler steht am Ufer, der Haken verheddert sich an einem im Wasser stehenden Baum, er watet die paar Meter durch wadltiefes Wasser hinüber und wird so zum Happy Meal für ein sicher schon lange unter Wasser wartendes Krokodil (die halten es bis zu zwei Stunden ohne Luft aus). The wife watched… Oder vor ein paar Wochen, als ein junger Mann, und in diesem Zusammenhang scheint Idiotie schon eher männlich dominiert zu sein, die Wette der Flussdurchquerung annahm. Rüber alles gut, dann wird der Volldepp übermütig und schwimmt zurück. Ergebnis: ein sattes Krokodil und ein etwas besserer Genpool der Menschheit insgesamt.  Die lieben Tierchen sind übrigens auch gegenseitig nicht nett zueinander und beißen sich bei Territorialkämpfen gern mal die Pfoten und Beine ab. Heilt aber alles innerhalb von zwei bis drei Monaten wieder zu (kleiner Kratzer sozusagen, so wie beim Schwarzen Ritter bei den Rittern der Kokosnuss. Okay, das ist jetzt nur was für Kenner des feinen Humors.)




Mehr davon weiter unten

Zurück an Land ist es nun high noon, und wir fahren nach Stärkung mit Kaffee und Torte, sonst gibt’s außer Karotten und Obst wieder nix zum Mittagessen, weiter Richtung Osten in den Kakadu Nationalpark. Das Land ist flach, links und rechts der Straße lockerer Steppenwald, falls es sowas gibt, und sehr viele Bäume sind unten angekokelt, leben aber. Und sehr viele Termitenbauten, die größten so um die 5 Meter hoch. Um 15 Uhr treffen wir im Aurora Kakadu Resort ein, beziehen unser großes ebenerdiges Zimmer mit Blick auf den Garten (und endlich einmal einer richtigen Dusche samt Brauseschlauch, geht ja). Eine Oase inmitten der Weite. Wir werfen uns in den Pool, der nicht wirklich Abkühlung bieten kann, hat sicher 33° das Wasser, und ich konnte nirgendwo eine Heizung am Dach erkennen. Den Whirlpool haben sie gleich angedockt, das Wasser muss nicht noch extra erwärmt werden. Tropische Vegetation und Fauna, und ein Brite, der mich im Pool anspricht. Er erkennt mich von der Croc-Tour wieder. Ist mit Frau und 16jähriger Tochter da für einen längeren Trip. Ich frage ihn, ob er auch Sabbatical macht, aber nein, er ist schon in Pension. Aber er schaut noch nicht so alt aus. 50. War 30 Jahre Police Officer in London, dann durfte er gehen, und hats auch gemacht, weil er sonst wegen der steuerlichen Verschärfungen deutlich schlechter ausgestiegen wäre. Haus verkauft, lebt jetzt in der Bretagne. Und offenbar nicht schlecht. Vielleicht war ja die Frau Investmentbankerin oder so.

Blick aus dem Fenster über die Terrasse

Nach dem Abendessen kommt der Koch vorbei, nicht etwa, um zu fragen, ob’s eh gut war (es war), sondern um uns auf die „blood moon eclipse“ aufmerksam zu machen. Wir rennen raus, ich schnapp mir Fotoapparat und Gorillastativ, aber leider ist es am Vorplatz vor der Anlage nicht völlig finster, und Itte hat keine Lust, um es mal so zu sagen (Einwand der besten Dings aller Zeiten, sie wäre vernünftig genug gewesen etc), mit mir in die Finsternis hinauszugehen (obwohl ich eh die Stirnlampe aufhatte!). Im Endeffekt haben wir dann doch das Auto geholt, aber auch damit durfte ich nicht einmal 200 Meter vom Komplex in die Dunkelheit raus. Eh wurscht, wir haben uns das halt so angeschaut, der Sternenhimmel war fantastisch, Milchstraße gut erkennbar.


Hoffentlich haben wir in NZ beim Mt. Cook gute Bedingungen, da gibt es eine Sternwarte und ein „Lichtschutzgebiet“. Und so endet ein weiterer schöner Tag. Morgen Felsmalereien an zwei Plätzen im NP und wer weiß was sonst noch. Gute Nacht, Itte, gute Nacht, Martin, gute Nacht, John Boy!

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Weitere Impressionen des Tages hier, ein bisserl durcheinander, aber das zu sortieren ist mir jetzt zu mühsam: 



Das Monster






Die Konkurrenz schläft nicht!


Das Boot ist leer und er quatscht noch immer (sonst hätte ich aber
nicht so viele interessante Sachen zu berichten gehabt, und außerdem war die
Dame quite attractive, knick-knack!)







5 Kommentare:

  1. und das alles habt ihr nur an einem tag erlebt! wahnsinn! bei "fast wie flipper" bzw. mamas sitzplatzwahl in der mitte musste ich sehr lachen! :-) bei den geschichten über menschliches krokofood eher weniger...

    ich mag auch das foto, wo der kakadu vom rasensprenger trinkt! und wahnsinnstermitenhügeldinger! und den spruch vom coloured-schild, den merk ich mir.

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  2. ma, ich weiß grad nicht, was ich entzückender finde - das mama-opposum oder das verkrüppelte flipper-krokodil. genial! das ist somit beides auf meiner psersönlichen bucket list. thanks for sharing, herr kollege!

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  3. Ritter der Kokosnuss, John Boy und viele tolle Fotos .... you made my day! :-)

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  4. Bei den Jumping Crocodiles war ich auch, super! Und ich hab fast die gleichen Fotos ;-)))) Bitte macht weiter so mit den tollen Blogbeiträgen.
    Katrin

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  5. Danke für "Was ich schon immer über Krokodile wissen wollte". Zeitung heute: "Frau überlebt in Australien 17 Tage allein im Wald". Den Programmteil
    könnt Ihr weglassen ! Dagmar & Heiko

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