15.10., Kings Canyon-Uluru

Wir wachen auf bei strahlendem Sonnenschein (woraus sich schon ableiten lässt, dass es nicht allzu früh war) und nehmen uns zur Abwechslung einmal nur ein Continental Breakfeast, also ohne die Eier-Speck-Schwammerl-Hash Browns-Kalorienbombe. Auch gut zur Abwechslung, und schmeckt umso besser angesichts der doch recht gesalzenen Preise (gut, wir befinden uns quasi im letzten Eck der Zivilisation im Centre, vom Uluru abgesehen). Eigentlich wollen wir nur in den Canyon hineingehen, da uns der rim walk oben rundherum mit drei bis vier Stunden zu lang dauert, weil wir ja noch die lange Fahrt zum Felsen vor uns haben. Am Canyon angekommen stellen wir aber fest, dass es noch eine dritte Variante gibt, den Aufstieg auf die Südseite. Der ist in der halben Zeit machbar und das machma!
Es geht über gut ausgebaute und schön in die Felsumgebung integrierte Stufen hinauf, dann teilweise ein bisserl „Klettern“. Es bieten sich uns laufend sehr schöne Aussichten auf die Felsen und die schier unendliche Weite darunter. Es ist auch nicht zu heiß, ca. 28°, ideale Bedingungen.

Oben angekommen haben wir einen grandiosen Blick in die Schlucht und die gegenüberliegende senkrechte Wand des Canyon. Dieser ist – im Gegensatz zum Grand Canyon (der aber doch auch noch eine ganze Schuhnummer größer ist) – nicht durch einen Fluss ausgewaschen worden, sondern durch normale Witterungserosion entstanden.

Oben treffen wir zwei freiwillige Aufseherinnen, die uns erstens freundlich daran erinnern, nicht näher als zwei Meter an die Kante zu gehen, die Fotos werden auch so gut. Und sie berichten von den vielen Deppen, die hier in Schlapfen, ohne Hut und ohne ausreichende Wasservorräte raufgehen. Und dabei auch den Hitze- oder Absturztod sterben gelegentlich. Der rim walk wird bereits um 9 Uhr gesperrt, wenn die Höchsttemperatur des Tages auf 36° oder darüber prognostiziert wird. Der southside walk um 11, und beide nicht nur aufgrund der Hitze von oben, sondern insbesondere wegen der Hitzeabstrahlung der Felsen. Beide Ladies haben auch Müllsack und Kaugummi/Graffittireiniger dabei, die Menschen sind überall gleich (außer in Japan, meint die eine)…


Um ca. halb eins brechen wir vom Parkplatz des Kings Canyon auf, glücklich, diese Wanderung hinauf gemacht zu haben – obwohl ich den ersehnten Python noch immer nicht gesehen habe und unser ursprünglicher Plan, heute Abend noch die Kata Tjuta „zu machen“ aus Zeitgründen hinfällig ist. Wurscht! Die Fahrt runter zum Uluru führt zuerst nach Südosten, dann Süden und schließlich zurück nach Westen. Sie ist sehr abwechslungsreich, alle paar Kilometer stellt sich die Landschaft in einer anderen Ausprägung dar. Mal karge Steppe, mal dicht mit Bäumen bewachsen, jedenfalls im Gegensatz zu unseren Erwartungen mit generell recht üppiger Vegetation, wenn man bedenkt, dass es doch sehr heiß und trocken ist. Faszinierend, wie sich Fauna und Flora an die Gegebenheiten anpassen, und das wird auch immer wieder mit guten Schautafeln erklärt.

Kurz nach vier kommen wir in Yulara an, so heißt das dort beim Felsen. Wir fahren aber nicht ins Quartier, sondern gleich weiter in den Nationalpark. Am Eingang erfahren wie die Zeit des Sonnenuntergangs, 18:51, und fahren weiter ins Kulturzentrum, wo wir Interessantes über das Leben der Aboriginals hier erfahren (natürlich nur in groben Zügen, für die Details bräuchte man einen halben Tag). Dann weiter zu einem Parkplatz mit kurzem Weg zu einer Wasserstelle direkt am Rock. Ist schon ein sehr erhebendes Gefühl, ihm fast auf Tuchfühlung nahe zu sein. Die Fliegen hier

Erster Blick auf den Felsen

lassen sich von unserem Super-Mittel nicht irritieren und brummen in alle frei zugänglichen Körperöffnungen, sodass wir trotz stilistischer Abstriche unsere Köpfe in die Fliegennetze stecken. Besser! Wir umrunden den Uluru mit dem Auto im Licht der schon tief stehenden Sonne und kommen gegen Ende der Runde auch an der Einstiegstelle zum Aufstieg vorbei (wo wir tatsächlich „unsere“ Familie mit den drei Kindern sehen, wie sie grad den Berg runterkommen). Der Aufstieg ist mit einer Kette aus den 50er-Jahren gesichert, aber wenn man da oben, egal wo, irgendwie den Halt verliert, und ich sag euch, da geht’s echt steil rauf, dann heißt’s „Löffel bitte unten abgeben“.

Was 35 Leute bisher auch gemacht haben. Ich sag nur „Darwin“… Im Cultural Center frag ich vorher die Dame an der Information, warum sie das Raufklettern nicht einfach verbieten. Den Aboriginals ist es ja ein großer Dorn im Auge, für sie ist der Uluru heilig, und sie fühlen sich verantwortlich, wenn jemand auf ihrem Grund verletzt wird oder stirbt. Geht leider nicht so einfach, weil’s im ursprünglichen Vertrag fixiert ist, die Touristikunternehmen auf drei Jahre im Vorhinein Aufstiege buchen und man das nicht von heut auf morgen ändern kann. Aber man ist dran, und 2020 soll es soweit sein, dann ist Schluss mit dem Unfug.
Um kurz nach sechs sind wir am Sunset Viewing Point, einem Parkplatz von ca. 300 Metern Länge, die Autos schräg zum Fösn geparkt. Wir finden ein ganz gutes Platzerl, bei den ersten sind wir nicht, also heißt’s nehmen, was da ist. Ich stell noch schnell meine Kamera mit dem Gorillastativ aufs Autodach, programmiere eine Aufnahme alle zwei Sekunden und verschieße so um die 600 Fotos, aus denen mir dann mein Neffe Timmy, der kann das super, einen Zeitrafferfilm zusammenbasteln wird. Zusätzlich wird natürlich mit den kleinen Kameras geknipst, und es gelingen uns ein paar sehr schöne Aufnahmen vom Uluru rotleuchtend im Licht der Abendsonne. Ein sehr schönes Erlebnis.

Dann geht das Licht aus, und eine Karawane von Autos macht sich auf den 10 km langen Weg ins Yulura Resort mit seinen Hotels, Hostels, Motels und Campinggrounds. Für jeden und jede Geldbörse etwas. Und allen sind die Kängurus etc. egal, die angeblich in Scharen auf die Straße kommen, sobald es finster ist. Nur den Autovermietern nicht… Zimmer beziehen und rasch was zwischen die Zähne, wir sind hungrig. Itte Pasta und endlich wieder einmal Salat, Martin Beuteltier. Und nur je ein Glaserl vom Shiraz. Dann noch Blogs der letzten beiden Tage versorgen, alles herrichten für eine fixe Abreise morgen früh, und zwar früh früh für den Sonnenaufgang, man ist ja nur einmal da, und ab in die Hapfn. Ist eh schon 2330. Knips.

Viele schöne Fotos!





Irgendwann verliert man die Würde und greift zum Netz.




Mt. Connor, 150 km östlich vom Uluru,
wird gern mit diesem verwechselt.


Innen flauschig weiß, außen knusprig braun (quasi sandgestrahlt,
 vom angewehten Sand, der das Eisendioxid enthält.
@ Werner: oder doch Eisenoxid? Bitte ggf um Kommentar)).


1 Kommentar:

  1. Chapeau! Das schaut alles recht fein aus - vor allem Ihr beide schaut schon recht erholt, entspannt und frisch aus. Der Uluru ist selbst auf den Bildern immens beeindruckend. Weiter so! Viel Spaß und liebe Grüße aus dem mittlerweile voll-herbstlichen Berlin. Lars

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