17:00 Uhr, ich sitze am Sonnendeck im Schatten, während wir
Richtung Süden unserem letzten Ankerplatz entgegenfahren. Die vergangene Nacht
war noch ruppiger als die erste, zumindest bis ca. 2 Uhr, als wir vor Anker gingen.
Es ist ein sonniger Tag, der Wind hat ein kleines bisschen nachgelassen, der
Wellengang ist also immer noch spürbar. Beim Schnorcheln an der
Wasseroberfläche beutelt es einen schön durch. Aber der Reihe nach. Vorm und
beim Frühstück ist die BRB sehr nervös, als sie realisiert, dass der Tauchgang
heute nicht vom seichten Strand, sondern direkt vom Heck des Bootes losgehen
soll. Unter uns Wasser bis zum Boden, der aber nicht sichtbar ist. Und irgendwo
da draußen kreisen sicher Haie, die auch noch nix zum Frühstück hatten. Auf
meinen fundierten Einwand (Dive Instructor Tony „What sharks?“), dass noch nie
jemand angeknabbert wurde meint sie trotzig, einer, oder besser, eine, muss ja
die erste sein…
Das Wasser ist aber dann doch zu verlockend und so geht wieder
das Team Tony, Rodger, Bridgette und ich ins Wasser. Und das Riff hier ist wie
versprochen tatsächlich eine ganz andere Klasse als gestern und vorgestern.
Während wir bisher an Strandriffen getaucht hatten, ist das Ribbon Reef Nr. 3 (es gibt deren 10) eines mitten im Meer, ca. 80 km von der Küste entfernt.Im Unterschied zu den bisherigen Riffen geht es hier steil ins Meer runter, man kann also schön die Riffkante entlangschweben. Wir gehen bis auf 11 Meter runter, die Sicht ist sehr gut, das Wasser um uns dunkelblau. Itte macht ihre Sache schon recht gut, sie hat mittlerweile verstanden, welchen Knopf an der Aufblasweste sie wann und wofür drücken muss, das hilft. Mir geht’s sehr gut, ich möcht nicht sagen, dass ich die Chose im Griff habe, aber ich fühle mich wohl und hab keine Angst. Auf den Tauchkurs freu ich mich schon sehr, und ich glaube, Itte wird ihn auch machen.
Vor dem Tauchgang erkunden wir das Riff schon schnorchelnd.
Es ist wirklich unglaublich, welche Vielfalt man hier sehen kann. Man kriegt
den Eindruck, kein Fisch gleicht dem anderen, jede Koralle ist individuell
ausgeprägt, mit den abenteuerlichsten Farben und Formen. Bunte Fische,
schillernd in allen Farben, wie im Aquarium. Wir sehen ein paar kleine
Nemo-Clownfische, viele Papageienfische, die mit spitzen Lippen an den Korallen
herumknabbern. Die großen Brummer sind nicht dabei, aber wir haben ja auch noch
Thailand. Und wer weiß, was Itte mich heißt, wenn so ein Groper
um die Ecke
kommt und sie fast umrennt…
Um 11 fahren wir los zum nächsten und letzten Riff, dem
Escape Reef, von dem keiner weiß, warum es so heißt. Die See ist nach wie vor
sehr wellig, so wie jetzt auch, und eine halbe Stunde vorm Mittagessen werfen
wir sicherheitshalber, und weil es sich schon ein wenig schwummrig anfühlt in
der Magengegend, einen Travelgum ein und uns aufs Bett. Nützt nicht viel bei
mir, ich leg mir vom Buffet nur ein kleines Tandoori Chickerl auf und ein
bisserl Reis, aber nach dem ersten Bissen muss ich mich entschuldigen und
schaff es grad bis aufs Klo. Besser. Nach einer Stunde Dösen auf dem
Bett bin
ich fit für den letzten Tauchgang, den Itte auslässt, weil sie ihren Ohren
nicht allzu viel zumuten will. Sie fährt mit dem Glasbodenboot eine Runde mit,
die allerdings nur kurz ist, weil es ein bisserl zu regnen beginnt (eh nur ein
paar Minuten, unter Wasser haben wir das natürlich gar nicht gemerkt) und
ausgerechnet die Australier zurück wollen.
Das Zeichen kommt an sich in der internationalen Unterwasser- kommunikation nicht vor. |
Das Riff ist auch sehr schön, die Sicht aufgrund der
geringeren Tiefe und des Wellengangs aber im Vergleich zum Vormittag nicht ganz
so gut. Ich genieße jede Minute und spüre, wie mein Vertrauen in den neuen
Umgang mit dem Element kontinuierlich zunimmt. Hab ich schon erwähnt,
dass ich
mich auf den Tauchkurs freu? Zurück am Schiff geht’s gleich wieder zurück ins
Wasser, diesmal mit Itte und Schnorchel. Wir dümpeln meistens an der Oberfläche
und schauen uns das nur einen Meter darunter liegende Schauspiel an. Bei einem
meiner Ausflüge nach unten sehe ich einen Papageienfisch, der sich genussvoll
von einem Putzerfisch die Haut säubern lässt. Kurz vorm Wegfahren erklärt uns
Tour Director Chris ein paar Tiere, die er vom Meeresboden raufgetaucht und in
einem Plastikcontainer mit Wasser zwischenlagert, bevor er sie wieder
zurückbringt. Darunter eine abenteuerlich aussehende Seegurke, die sicher 3 kg
wiegt und im Kreis der Gäste herumgereicht wird. Ein Kindskopf in der Runde
muss gleich ein wenig Unsinn mit dem armen Viecherl treiben.
Man glaubt gar nicht, wie gut eine heiße Dusche nach dem
Tauchen ist, auch wenn das Wasser ca. 24° hat und man einen Neoprenanzug anhat.
Und danach eine lange Hose, Socken und Pulli, gar so warm ist es nicht, wenn
der Wind pfeift und die Sonne nimmer (so stark) scheint. Aber besser als
drinnen in der Lounge oder im Speisesaal, die auf ca. 18° runtergekühlt werden
(auch, um die Seekrankheit möglichst zu vermeiden zu helfen, und so friert man
halt lieber, als man kotzt. Soweit es was bringt…).
Nach dem Essen gibt’s ein
Quiz, dann zusammenpacken (morgen um 8 gehen wir von Bord) und hoffentlich
besser schlafen als bei dem Gestampfe gestern Nacht.
P.S./24.10. War wieder heftig...
Am Glasbodenboot |
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