30.10., Henderson Park

Blick vom Eungella Chalet ins Pioneer Valley
Eigentlich, dear mates and matesinnen, wollte ich heute nur eine Fast-Nullmeldung abgeben, angesichts der langen und (fast) ereignislosen Fahrt von Eungella bis kurz vor Rockhampton (etwas mehr als 400 km). Man soll ja aber nie den Tag vor dem Abend loben, oder schimpfen, und so ist es unterm Strich ein sehr schöner geworden. Die Eindrücke muss ich jetzt noch rasch verarbeiten, solange sie frisch sind (obwohl ich es jetzt, um 22 Uhr nimmer so ganz bin). Wir machen uns ein feines Frühstück in unserer Cabin mit Kaffee, Brot, Obst etc. und brechen dann sensationell zeitig, nämlich um viertel 10, von dort oben auf. Long drive ahead.
Den ersten Stopp wollen wir an sich nach ca. einer Stunde in Mackay machen, das Zentrum soll dort recht schön sein. Wir lassen uns aber vom
doch recht heftigen Verkehr und Bauarbeiten ebendort abschrecken und fahren lieber weiter. Clairview, direkt am Meer, soll ebenfalls sehr schön sein, hat uns gestern die nette Serviererin gesagt, also packen wir die 100 km bis dorthin auch noch. Erwartet haben wir einen kleinen Ort, bekommen eine lose Ansammlung von Häuschen und Wohnwagensiedlungen, das alles aber schön am Meer gelegen. Kaffee gibt's nur am lokalen Campingplatz, der ist aber ganz ordentlich, der Kaffee. Kuchen Fehlanzeige, muss halt ein Magnum
her. Beides auf einem Baumstamm sitzend erste Reihe fußfrei vorm Meer genossen (das Foto entstand etwas früher, unsere Aussicht war besser). Auch hier gibt es neben den Quallen in der warmen Jahreszeit immer wieder Krokodile. Echt ein Jammer. Der neue Pächter erzählt uns eine neue Schauergeschichte, vom Mann, der, in seiner Nussschale fischend, sich über Bord beugt, um einen Kübel für den Fang mit Wasser aufzufüllen. Siehe die Fotos von den Jumping Crocodiles, das Biest hat ihn am Kopf erwischt. Bon appetit, die Frau schaute zu. Er hat erst vor einer Woche hier angefangen, kommt von
Kunnunnurra im Nordwesten runter. Dort hat es auch schon mal 46° bei 90 Prozent Feuchtigkeit. Die Kumpel in den örtlichen Diamantenminen trinken bis zu 20 Liter Wasser pro Tag. Scheißjob, echt, und nicht einmal so besonders gut bezahlt.

Wir fahren weiter, und es fallen uns Warnschilder auf Koalas auf. Und ein Paar, das am Straßenrand mit dem Fotoapparat nach oben zielt. Itte macht auf Späher und entdeckt tatsächlich ein paar Minuten später ein Wollknäuel im Baum hängend. Notbremsung, eh keiner hinter mir. Der putzige Kerl hängt ca. 10 Meter überm Boden und beäugt uns interessiert (oder zumindest

Weideland, weites Land

kommt uns das so vor). Lieb, und endlich auch dieses Tierchen im Freien gesehen. Jetzt sind wir die Lockvögel für ein paar andere neugierige Touristen. Eine französische Gruppe junger Leute bleibt mit ihrem Wagen kurz vor unserem stehen, und als sie grad am Weg zum Koala-Viewing sind (wir schon wieder im Auto), zerbirst auf einmal deren Heckscheibe, als ein Road Train vorbeifährt. Merde, muss ich nicht haben... Als nächste größere Stadt wird Marlborough

angekündigt, auch das ein Kuhdorf erster Güte. Die Gegend ist so dünn besiedelt, dass es offenbar jedes Kaff mit mehr als 100 Einwohnern als Metropole auf die Karte schafft.

Kurz vor Rockhampton biegen wir mehr oder weniger ins Gelände ab für die letzten 10 Kilometer zum Henderson Park, einer Cattle Station mit ein paar Cabins. Die liegen idyllisch am Rande der Weide, direkt an einem warmen
Flüsschen, an dessen anderem Ufer ein Wallaby grast. Öha, fast vergessen, schon kurz vorm Ankommen sehen wir endlich die großen grauen Kängurus - lebend auf der Weide. Tot haben wir sie heute alle paar 100 Meter (kein Scherz!) auf der Straße gesehen, teilweise hat sich der Verwesungsgestank in den Wagen reingeschlichen. Jackpot, aber auf den Hattrick fehlt noch was. Wir machen einen kleinen Spaziergang in der Abendsonne, nachdem ich mich im Fluss erfrischt habe. Und begegnen einem Echidna
oder Kurzschnabeligel. Vorher und nachher noch ein paar Kängurus, und der Tag ist ein ganz fest zu lobender, allein schon was die Tierbegegnungen betrifft.

Die Chefin Annika bringt uns unser vorbestelltes Abendessen vorbei, ein Steak für Itte, Lamm für mich, dazu eine liebevoll angerichtete Salatplatte und Erdäpfel, frische Cookies für danach. Shiraz haben wir selbst mitgebracht. Vor der Cabin ist eine feste Feuerstelle samt
Brennholz, und der Schreiber macht sich ans Holzhacken und Feuer machen. Brennt fein, mittlerweile wird's finster, ich werf die gusseiserne Platte über die Flammen und brutzel unser Abendessen ab. Selten hat's so gut geschmeckt. Wir sitzen auf der Veranda, essen und trinken, blicken ins Feuer, die Zikaden lärmen, die Geckos kleben an der Wand, wir sind scheinbar allein in der Wildnis. Sterne oben, Wasser daneben. Es ist so 
wunderbar, für mich einer der schönsten Abende meines Lebens, ich bin einfach glücklich. Und Itte geht's genauso, ich kann ihr jetzt leider den Text nimmer zum Gegenlesen geben, weil sie schon mützt, aber das passt schon... Morgen um halb acht werden wir abgeholt für die Tour um die Farm. Und den Sonnenaufgang will ich eigentlich auch fotografieren. Gotta go!

3 Kommentare:

  1. ...endlich wieder einmal dazugekommen reinzuschaun!
    freut mich, dass es euch so gut geht!!

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  2. Liebes Christkind,

    ich wünsch mir zu Weihnachten bitte einen Kurzschnabeligel. Zusätzlich zum Opossum und zum springenden Alligator.

    Deine Anja

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  3. Liebe anja,

    Das wird sich machen lassen! Darf ich annehmen, dass du ein Possum meinst, und nicht seinen amerikanischen cousin mit dem O vorne? Der martin hat auch eine zeit lang gebraucht, bis er den unterschied begriffen hat :-). Und wilst du nicht auch einen von den lieben wasserdrachen haben? Die bleiben mir immer uebrig gemeinsam mit den krokis...

    Bleib weiterhin ein braves maedchen und tu immer schoen beten vorm schlafen!

    Dein christkind

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