2.10., Albany-Denmark-Walpole NP-Peaceful Bay


Ich wache um 0630 bei nieseligem Wetter auf und schleich mich aus dem Wohnmobil auf eine feine heiße Dusche. Gut geschlafen, trotz Wetter gut gelaunt. Nach dem Frühstück, zur Abwechslung mal ohne Speck, dafür mit Käse- und Honigbroten, packen wir zusammen. Da das Wetter nicht besser wird, kurz regnet es sogar recht heftig, erledige ich noch schnell den Upload der Walfotos im Recreational Room des Camping Parks und schone mein verfügbares Datenvolumen. Wer sich die besten Fotos des Tages, ca. 70 Stück, anschauen will, macht hier klicki. 

Um 1030 brechen wir Richtung Westen auf, füllen noch schnell die Vorräte im Supermarkt von Albany auf, und dann geht’s entlang der Scenic Route nach Denmark.

Green's Pool

Die Green’s Pool Bucht ist wunderschön, heller Sand und türkisfarbenes Wasser, die Wellen brechen an den vorgelagerten Felsen. Als wir ankommen, kommt auch gerade immer wieder die Sonne raus und beleuchtet die Landschaft. Zwar ein bisserl diesig, aber wurscht, ein wunderschönes Stück Erde. Gleich beim Aussteigen oben am Parkplatz machen wir erstmalig (aber wohl nicht zum letzten Mal) Bekanntschaft mit den ziemlich lästigen Fliegen. Wegscheuchen sinnlos, erschlagen unmöglich. Wenigstens beißen sie nicht…

Wir klettern auf den buckligen Felsen herum, rasten eine halbe Stunde bei guten ANZAC-Keksen (zur Unterstützung der australisch-neuseeländischen Veteranen und deren Hinterbliebenen vor allem aus der Schlacht von Gallipoli in der Türkei 1915 (gestern beim Abendessen meinte eine junge Australierin ernsthaft, das wäre der 2. WK gewesen. Und heute spricht uns ein australischer, hmm, Bursche vom Land am Parkplatz vorm Supermarkt an, ob wir wegen des ANZAC-Day hier wären, es kämen 70.000 Leute samt Premierminister, sometimes these days. Ich verneine, frage ihn aber, was das zweite A in Anzac bedeutet, und der Depp hat keine Ahnung. Australian New Zealand Army Corps, by the way.) Nebenan, und jetzt sind wir wieder in Green’s Pool, sind die Elephant Rocks, eine Felsformation in einer Bucht, die ausschaut wie, na eben Elefanten. Die schauen wir uns natürlich auch an, genießen auch dort die Aussicht auf die tosende Brandung und die gute Luft bevor wir weiterfahren zum Walpole National Park und dem Treetop Walk. 

Elephant Rocks


Dort hat man in den Wald aus Tingle und Karribäumen (erstere bis 70 m hoch) einen 650 m langen Steg in bis zu 40 m Höhe gebaut. Das Ding schaukelt natürlich teilweise ganz ordentlich, macht aber einen durchaus stabilen Eindruck (ich hoffe, die Statiker haben sich das genau überlegt). Ist wirklich beeindruckend, wenn man so am Geländer steht und dieses gedanklich und visuell ausblendet, kann man den Eindruck gewinnen, man schwebe in einem Heißluftballon auf Höhe der Baumwipfel. Und kaum Leute dort, es sind zwar Frühjahrsferien, aber generell ist die Saison noch nicht so richtig angebrochen. 

Treetop Walk



Ein Lehrpfad zurück am Boden ergänzt den Nachmittag mit interessanten Details zu den Tingle-Bäumen (z.B. dass die generell an der Basis aufgrund von Pilz- und Insektenbefall und teilweise Feuer ausgehöhlt sind. Wie die Dinger dennoch so groß werden können und nicht umfallen ist mir ein Rätsel.

Die letzte Etappe dauert nur rund eine halbe Stunde und geht runter an die Küste an die Peaceful Bay. Auch der Campingplatz ist sehr friedlich, ein wenig down to earth im Vergleich zum Platz in Albany, der sehr touristisch war und alle Stückerln spielte. Kaum Gäste auf dem großen Rasengelände, wir parken uns auf einem halbwegs ebenen Stück ein, stecken den Strom an, den gibt’s immerhin, und gehen noch schnell zum Strand. Ein Pelikan landet ein paar Meter vor uns und stochert im Meer nach Fischen herum (oder will vielleicht einfach nur Ruhe von Frau und Kindern haben).



Peaceful in der Bay

Der Küchenblock ist nicht besonders einladend, die BBQ-Stationen grindig, also machen wir uns das Abendessen im Wohnmobil (Käse, Salami, Muscheln für den Herrn, Brot, etwas Gemüse und diesmal einen Shiraz). Dessert gibt’s heute auch, griechisches Joghurt mit Honig, perfekt. La vita e bella! Auch der Abwasch wird on board erledigt, heißes Wasser haben wir genug, man muss ja einmal quasi richtiges Camping-Feeling erlebt haben :-).
Naja, dann sind wir pappsatt und ein wenig angeheitert, Itte pickt Fotos und Tickets und dergleichen in ihr scrapbook, ich mach Buchhaltung, ganz entspannt, Fotosicherung und diesen Post (der erst morgen ins www gehängt werden kann, so peaceful ist die bay. 2130, over and out. Die Frösche im Teich nebenan quaken uns ein Gutenachtlied.

ITTE:
Nachdem ich doch noch geschwächt bin und die Pausen zum Rasten nütze, um halbwegs mithalten und genießen zu können, habe ich Martin beim Schreiben des Blogs den Vortritt gelassen. Mir wär' das Berichten jeden Abend zu viel.

Ich möchte nur kurz beschreiben, wie ich mich in dem so fremden Land zu Beginn gefühlt habe und oft noch immer fühle: ein wenig komme ich mir wie der Hauptdarsteller des Filmes "Avatar" vor: alles fremd, die Tier- und die Pflanzenwelt, jederzeit kann ein giftiges Vieh hinter dem Busch hervorspringen, und verstehen kann ich natürlich auch nicht alles, was die Australier teilweise nuscheln. Ein freundliches Gesicht hilft da allemal… Aber in der Tat habe ich am ersten Abend beim Zurückhuschen zum Wohnmobil einen riesen Schrecken bekommen, als ich in der Dunkelheit ein Rascheln etwa einen Meter über mir vernommen habe und ein Viecherl mit mindestens so großen Augen wie meine Brillengläser gesehen habe… Es war zum Glück nur ein Possum und keine Riesenschlange.

Baumpossum

Tatsächlich bin ich total fasziniert von Flora und Fauna. Z.B. dass die hier heimischen Laubbäume im Winter nicht die Blätter verlieren. Während Martin diverse Führungen besucht und unendlich lange Gespräche mit Einheimischen führt, ob sie seine Meinung hören wollen oder nicht, ist ihm offenbar egal, marschiere ich botanische Gärten ab und fotografiere Pflanzen und dazugehörige Schilder. Was ich – unter anderem – nicht wusste: auf dem Grün-Gelb der Pflanze Wattle, die es in vielen verschiedenen Arten über den ganzen Kontinent verstreut gibt, basieren die australischen Farben der Dressen bei internationalen Sportereignissen: „Wattle, best known wildflowers ranging in size from small ground-hugging plants to medium sized trees. The Golden Wattle is the official floral emblem of Australia.”

Fotos des Tages im Vollformat

Wattle

2 Kommentare:

  1. Wir sind fasziniert von euren Erlebnissen und den lustigen Schilderungen - ganz gemütlich vor dem PC. Schön, dass es Itte schon langsam besser geht.
    bussi M & V

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  2. Großartig euer Blog und die Bilder...hält mich vom arbeiten ab ��

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