14.10., Glen Helen-Kings Canyon Rallye

Ich steh um kurz nach halb sieben auf und lass die beste aller eh schon wissen noch ein bisserl schlafen. Das Licht der Morgensonne scheint grad so schön warm auf die rote Felswand vis-à-vis, da muss ich einfach raus und ein paar Fotos machen. Es ist ganz schön zapfig und windig, hätten wir uns nicht gedacht, dass wir im Red Center erstmals seit dem Südwesten ohne Klimaanlage schlafen und in der Früh den Fleecepulli brauchen können… Nach dem kurzen Spaziergang zum Eingang der Glen Helen Gorge und einigen Fotos (in die Schlucht selbst kann man nicht rein, zumindest nicht ohne Schwimmen und an der Wand entlang Klettern) bin ich wieder im Resort. Der Pächter ist grad beim Tische-Abwischen, und wir kommen schnell ins Gespräch, ich denk mir, ich nutze die Zeit, da Itte vermeintlich schläft. Nach 20 Minuten oder so kommt sie aber dazu, sie hat sich auf der Suche nach mir ausgesperrt.

Gestern Abend waren wir die Letzten beim Einchecken, heute die Letzten bei der Abreise. Egal, wir sind auf Urlaub und nicht auf der Flucht oder auf dem Weg ins Büro (liebe Grüße dorthin!). Wir zweigen nach 20 km in die Redbank Gorge ein, eine ziemlich wilde unbefestigte Piste führt zum Ausgangspunkt eines noch wilderen Fußwegs zum Eingang der Schlucht. 20 Minuten sind angegeben für die 1,2 km, aber das ist ambitioniert, wir klettern über Felsen, stolpern durch das Flussbett und stapfen durch weichen Sand. Kurz vor dem Ziel kommen uns die Vier von gestern entgegen, der Schlapfinger hat heute sogar knöchelhohe Trekkingboots an.
Sie weisen uns auf ein paar der sehr scheuen und seltenen Rock Wallabies, quasi Gebirgskängurus, hin, die sie links in der Felswand gesehen hätten. Tatsächlich entdecken wir wenig später eines auf einem Felsvorsprung sitzend, Distanz ursprünglich vielleicht 80 Meter, ich zoome es heran, fotografiere und nähere mich vorsichtig, bis ich schließlich den Fuß der Felswand raufklettere und mich bis auf ca. 15 Meter nähere. Das Tier hat mich die ganze Zeit im Auge, ist aber völlig entspannt, putzt sich, streckt sich, zeigt mir seinen Bauch. Besser geht’s nicht! Die Schlucht ist auch recht schön, aber wieder nur für Schwimmer zugänglich. Wir treten den mühsamen
Rückweg an und fahren um ca. halb zwölf weiter, die Meerenie Loop Road entlang Richtung Kings Canyon, ca. 200 km entfernt. Davon sind allerdings rund 160 unbefestigte Piste, das heißt Allrad-Abenteuer. Anfänglich ist die Piste recht gut zu befahren, fast wie auf Asphalt. Gleich zu Beginn kommt uns im Bereich einer langen Baustelle ein Road Train entgegen, dem wir über Erdwälle hinweg ausweichen müssen. Aber der feste Toyota packt das ohne Problem. Bald wird’s aber rumpelig, die Fahrbahn ist von Querrillen im Abstand von ca. 25 cm durchzogen. Wenn man langsam drüberfährt, beutelt es einen ordentlich durch, ab 60-70 km/h wird’s zwar besser,
Zwischen uns und dem RT ein halber Meter hoher Erdwall
aber man muss in den Kurven gut aufpassen, dass man nicht rausfliegt. Macht aber Spaß, wir wollen schließlich was erleben. Bei einer kurzen Pause schau ich mir die Wellen von der Nähe an. Die „Täler“ sind festgepresst, die „Berge“ ganz weich und locker. So wie eine Schipiste um vier am Nachmittag, wenn der Schnee zu Hügeln zusammengeschoben ist, über die man auch am besten flott drüberfährt. Interessant. Ich bin aber schon froh, dass Itte mit der Rumpelei gut zurechtkommt. Wenn sie mir nach ein paar Kilometern gesagt hätte, das geht nicht, hätten wir ein Problem gehabt. No plan B…



Gut zu wissen, dass man sich mit dem Auto
auch ohne Bedenken überschlagen kann!

Wir machen einen Abstecher zu einem Krater mit Durchmesser 5 km, den ein Meteorit mit einem Kilometer Durchmesser vor 142 Millionen Jahren hinterlassen hat. Die Piste dorthin ist noch ärger als die „Hauptstraße“. Einer ca. 20 cm großen Echse fahre ich fast über den Schwanz, sie bleibt seelenruhig mitten auf der Fahrbahn sitzen, obwohl ich nicht mehr als 50 cm an ihr entfernt vorbeibrettere und ein paar Meter danach nach Vollbremsung stehenbleibe. Lässt sich ungerührt von allen Seiten fotografieren und zwinkert mich nur einmal an. Am Rückweg erkennen wir die Stelle der Begegnung an unseren Reifen- und Fußspuren im Sand, aber die Echse ist weg. Ein paar Meter weiter
buddelt sie am Straßenrand ein Loch, wohl zur Eiablage. Wieder auf der Mereenie Loop Road läuft uns ein paar Kilometer weiter eine gut ein Meter lange Echse über die Straße, flüchtet aber leider ins Gestrüpp, als ich Halt mache und aussteige, um sie näher zu beobachten.
Die Fahrerei macht zwar Spaß, ist aber deutlich anstrengender als auf fester Straße, da man viel konzentrierter fahren muss. Der Beifahrerin macht die Tatsache etwas Sorgen, dass uns nach dem Road Train kein einziges Auto entgegenkommt. Was machen wir, wenn wir eine Panne oder einen Unfall haben etc. Schließlich laufen wir auf einen Jeep am Straßenrand mit aufgeklappter Motorhaube auf.

Ein junger Mann schraubt herum, seine Freundin erklärt uns, dass ihnen der Sprit ausgegangen wäre und er jetzt die Leitungen entlüften müsse. Blöd gelaufen, aber die beiden kommen zurecht (ich wüsste nicht, wo ich da was schrauben müsste…). Also jetzt haben wir wenigstens die hinter uns, die uns im Fall des Falles helfen können, vorausgesetzt natürlich, sie kriegen ihre Krücke wieder flott… Kurz nach halb sechs sind wir am Ziel (die Plauderei am Rastplatz mit einem australischen Ehepaar, das seine drei Buben aus der Schule genommen hat um mit ihnen ein paar Monate das Land zu bereisen (mit Anhänger, aus dem man ein Zelt rausklappen kann), hat ein bisserl länger gedauert, als es der besten Dings lieb war wegen der sich angeblich bald

Sunset am Kings Canyon

anbahnenden Dämmerung). Wir beziehen das Zimmer und gehen gleich wieder raus zur Aussicht auf den Canyon beim Sonnenuntergang. Schön rot! Abendessen im Bistro kontrastierend zum gestrigen Dinner, aber ganz ok. Das tägliche Restaurantessen geht mir schon ein bisserl auf die Nerven (und die Geldbörse), es führt aber kein Weg daran vorbei. An der Ostküste wird das besser, da haben wir ein paar Mal Studios mit Küche, und in NZ sowieso wieder den Camper.



Den Canyon kann man nur entweder besteigen und oben ganz entlang gehen, was drei bis vier Stunden dauert und sehr anstrengend ist, oder aber unten in die Schlucht reingehen. Wir werden die leichte Variante nehmen, nicht zuletzt, weil wir dann Meter machen wollen, damit wir morgen Nachmittag noch was vom großen roten Stein haben.

Auflösung des Leserrätsels mit der Boje: Ich hätte natürlich dazuschreiben können, dass technische Hilfsmittel verboten sind. So kommt der Eintrag bei Dr. Google der Lösung ziemlich nahe. Tatsächlich werden die Gorges nach der wet season, in der durchaus die großen gefährlichen "Salties" vom Norden eindringen können (heuer wurden sieben entfernt), von den Rangers gründlich durchsucht und dann die Bojen angebracht. Die Salties beißen alles an, was nicht an ihnen selbst angewachsen ist und Futter sein könnte, und die Ranger fahren jeden Tag in der Früh raus, um nach Bissspuren an den Bojen zu suchen. Sollten welche da sein, wird erst einmal die Gorge gesperrt und dann das Croc - und wohl ein Schuldiger gesucht... In der dry season können keine mehr reinkommen, weil dann die Flüsse ausgetrocknet sind (und ihnen so auch der Weg retour versperrt wäre). Für die Ranger ist das Absuchen daher "pretty much an excuse to get away from their office", wie es unser Tourguide formulierte. Von den beiden Kommentaren mit eigenem Gehirnschmalz kommt Christofs Vorschlag Nr. 1 der Sache am nächsten, weil er zumindest das Wort "Krokodil" enthält. Ich erkläre ihn daher zum Gewinner (auch, weil er mein Chef ist und ich keine Gelegenheit zum Schleimen versäumen will). Aber Hut ab auch vor allen anderen Vorschlägen! Vielleicht gibt's in den nächsten Wochen ja noch was zum Mitmachen, stay tuned!

Den Blog von heute schreib ich morgen, ich muss ins Bett, morgen um 5 raus zum sunrise am Uluru, dann Kata Tjuta und knapp 500 km zurück nach Alice. 

Abenteuerliche Fotos




Redbank Gorge




Die Spuren rechts außen sind unsere.



Je schneller, desto Staub!


Der Allradfahrer ihres Vertrauens (der besten RB des Universums)




Sandrillen auf der Piste



Dingo, nehmen wir an.






Das Foto wird meinen Kletterkünsten leider nicht gerecht.



1 Kommentar:

  1. Lieber Martin,
    habe für Dich zwei Schleimpunkte ins Performance Management System eingetragen;-)
    viele Grüße an den besten Reiseblooger des Universums
    Christof

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