Ich steh um kurz nach halb sieben auf und lass die beste
aller eh schon wissen noch ein bisserl schlafen. Das Licht der Morgensonne
scheint grad so schön warm auf die rote Felswand vis-à-vis, da muss ich einfach
raus und ein paar Fotos machen. Es ist ganz schön zapfig und windig, hätten wir
uns nicht gedacht, dass wir im Red Center erstmals seit dem Südwesten ohne
Klimaanlage schlafen und in der Früh den Fleecepulli brauchen können… Nach dem
kurzen Spaziergang zum Eingang der Glen Helen Gorge und einigen Fotos (in die
Schlucht selbst kann man nicht rein, zumindest nicht ohne Schwimmen und an der
Wand entlang Klettern) bin ich wieder im Resort. Der Pächter ist grad beim Tische-Abwischen,
und wir kommen schnell ins Gespräch, ich denk mir, ich nutze die Zeit, da Itte
vermeintlich schläft. Nach 20 Minuten oder so kommt sie aber dazu, sie hat sich
auf der Suche nach mir ausgesperrt.
Gestern Abend waren wir die Letzten beim Einchecken, heute
die Letzten bei der Abreise. Egal, wir sind auf Urlaub und nicht auf der Flucht
oder auf dem Weg ins Büro (liebe Grüße dorthin!). Wir zweigen nach 20 km in die
Redbank Gorge ein, eine ziemlich wilde unbefestigte Piste führt zum
Ausgangspunkt eines noch wilderen Fußwegs zum Eingang der Schlucht. 20 Minuten
sind angegeben für die 1,2 km, aber das ist ambitioniert, wir klettern über
Felsen, stolpern durch das Flussbett und stapfen durch weichen Sand. Kurz vor
dem Ziel kommen uns die Vier von gestern entgegen, der Schlapfinger hat heute
sogar knöchelhohe Trekkingboots an.
Rückweg an und fahren um ca. halb zwölf weiter, die Meerenie Loop Road entlang Richtung Kings Canyon, ca. 200 km entfernt. Davon sind allerdings rund 160 unbefestigte Piste, das heißt Allrad-Abenteuer. Anfänglich ist die Piste recht gut zu befahren, fast wie auf Asphalt. Gleich zu Beginn kommt uns im Bereich einer langen Baustelle ein Road Train entgegen, dem wir über Erdwälle hinweg ausweichen müssen. Aber der feste Toyota packt das ohne Problem. Bald wird’s aber rumpelig, die Fahrbahn ist von Querrillen im Abstand von ca. 25 cm durchzogen. Wenn man langsam drüberfährt, beutelt es einen ordentlich durch, ab 60-70 km/h wird’s zwar besser,
Zwischen uns und dem RT ein halber Meter hoher Erdwall |
Gut zu wissen, dass man sich mit dem Auto auch ohne Bedenken überschlagen kann! |
Wir machen einen Abstecher zu einem Krater mit Durchmesser 5
km, den ein Meteorit mit einem Kilometer Durchmesser vor 142 Millionen Jahren
hinterlassen hat. Die Piste dorthin ist noch ärger als die „Hauptstraße“. Einer
ca. 20 cm großen Echse fahre ich fast über den Schwanz, sie bleibt seelenruhig
mitten auf der Fahrbahn sitzen, obwohl ich nicht mehr als 50 cm an ihr entfernt
vorbeibrettere und ein paar Meter danach nach Vollbremsung stehenbleibe. Lässt
sich ungerührt von allen Seiten fotografieren und zwinkert mich nur einmal an.
Am Rückweg erkennen wir die Stelle der Begegnung an unseren Reifen- und
Fußspuren im Sand, aber die Echse ist weg. Ein paar Meter weiter
buddelt sie am
Straßenrand ein Loch, wohl zur Eiablage. Wieder auf der Mereenie Loop Road
läuft uns ein paar Kilometer weiter eine gut ein Meter lange Echse über die
Straße, flüchtet aber leider ins Gestrüpp, als ich Halt mache und aussteige, um
sie näher zu beobachten.
Die Fahrerei macht zwar Spaß, ist aber deutlich
anstrengender als auf fester Straße, da man viel konzentrierter fahren muss.
Der Beifahrerin macht die Tatsache etwas Sorgen, dass uns nach dem Road Train
kein einziges Auto entgegenkommt. Was machen wir, wenn wir eine Panne oder
einen Unfall haben etc. Schließlich laufen wir auf einen Jeep am Straßenrand
mit aufgeklappter Motorhaube auf.
Sunset am Kings Canyon |
Den Canyon kann man nur entweder besteigen und oben ganz
entlang gehen, was drei bis vier Stunden dauert und sehr anstrengend ist, oder
aber unten in die Schlucht reingehen. Wir werden die leichte Variante nehmen,
nicht zuletzt, weil wir dann Meter machen wollen, damit wir morgen Nachmittag
noch was vom großen roten Stein haben.
Auflösung des Leserrätsels mit der Boje: Ich hätte natürlich dazuschreiben können, dass technische Hilfsmittel verboten sind. So kommt der Eintrag bei Dr. Google der Lösung ziemlich nahe. Tatsächlich werden die Gorges nach der wet season, in der durchaus die großen gefährlichen "Salties" vom Norden eindringen können (heuer wurden sieben entfernt), von den Rangers gründlich durchsucht und dann die Bojen angebracht. Die Salties beißen alles an, was nicht an ihnen selbst angewachsen ist und Futter sein könnte, und die Ranger fahren jeden Tag in der Früh raus, um nach Bissspuren an den Bojen zu suchen. Sollten welche da sein, wird erst einmal die Gorge gesperrt und dann das Croc - und wohl ein Schuldiger gesucht... In der dry season können keine mehr reinkommen, weil dann die Flüsse ausgetrocknet sind (und ihnen so auch der Weg retour versperrt wäre). Für die Ranger ist das Absuchen daher "pretty much an excuse to get away from their office", wie es unser Tourguide formulierte. Von den beiden Kommentaren mit eigenem Gehirnschmalz kommt Christofs Vorschlag Nr. 1 der Sache am nächsten, weil er zumindest das Wort "Krokodil" enthält. Ich erkläre ihn daher zum Gewinner (auch, weil er mein Chef ist und ich keine Gelegenheit zum Schleimen versäumen will). Aber Hut ab auch vor allen anderen Vorschlägen! Vielleicht gibt's in den nächsten Wochen ja noch was zum Mitmachen, stay tuned!
Den Blog von heute schreib ich morgen, ich muss ins Bett, morgen um 5 raus zum sunrise am Uluru, dann Kata Tjuta und knapp 500 km zurück nach Alice.
Abenteuerliche Fotos
Abenteuerliche Fotos
Redbank Gorge |
Die Spuren rechts außen sind unsere. |
Je schneller, desto Staub! |
Der Allradfahrer ihres Vertrauens (der besten RB des Universums) |
Sandrillen auf der Piste |
Dingo, nehmen wir an. |
Das Foto wird meinen Kletterkünsten leider nicht gerecht. |
Lieber Martin,
AntwortenLöschenhabe für Dich zwei Schleimpunkte ins Performance Management System eingetragen;-)
viele Grüße an den besten Reiseblooger des Universums
Christof