14.11., Milford Sound

Ein sehr schöner Tag mit vielen beeindruckenden Bildern. Wir werden um kurz nach 8 im Holiday Park mit einem Kleinbus abgeholt, der ist nur zu zwei Dritteln gefüllt, Platz genug für alle und auch meine Beine. Die Fahrt zum etwas über 90 Kilometer entfernten Milford Sound dauert etwas mehr als drei Stunden, inkludiert aber einige Stopps zum Bewundern der Natur. Das Wetter ist kühl aber sonnig, das Licht super fürs Fotografieren. Hinterm Berg wird es aber laut Vorhersage anders ausschauen. Anyway, wir sind gut ausgeschlafen und mehrschichtig angezogen, Mütze und Handschuhe sind dabei, was soll sein...
Der Lake Te Anau, so erfahren wir von Fahrer Reece, ist flächenmäßig der zweitgrößte des Landes hinter dem Lake Tekapo, aber vom
Wasservolumen der größte hier und in Australien. Bis über 400 Meter tief. Die ersten Unterbrechungen der Fahrt ermöglichen uns zuerst Blicke auf den See und dann auf die Berge, die wir überqueren werden. Auch an den Mirror Lakes machen wir halt, und da hätt ich wieder einmal gern mein Weitwinkelobjektiv dabei, das ich aus Platz- und Gewichtsgründen zu Hause gelassen habe. Irgendwo muss man ja
sparen... Die Straße zum Milford Sound ist eine Geschichte für sich: Begonnen als Beschäftigungsprojekt 1927 in der Großen Depression wurde sie damals von Männern der unterschiedlichsten Berufe gebaut, vom Buchhalter bis zum Bauarbeiter. Teilab-schnitte wurden in den dreißiger- und vierziger-Jahren freigegeben, fertig wurde sie erst 1953, vollständig asphaltiert erst 1992 (siehe Foto im Album). Die Männer

The Chasm

der ersten Stunde hatten unglaubliche Entbehrungen zu ertragen, widrigste Wetterverhältnisse und hygienische Zustände. Der Briefträger musste zB. über den Homer-Sattel mehr oder weniger senkrecht rauf und auf der anderen Seite mit Seil wieder runter. Dagegen war auch die Arbeit im darunterliegenden Tunnel nicht viel schlimmer. Kaum zu glauben, dass dennoch nur drei Menschen dabei ums Leben kamen. Heute dient die Straße dem Tourismus und auch der Fischereiindustrie, die so die im Sund gefangenen Fische und Hummer nach Te Anau zur Weiterverarbeitung bringt. Primärer Exportmarkt China, die Lobster sind innerhalb von 40 Stunden nach Fang auf dem dortigen Porzellan. Auf einem Parkplatz begegnen wir ein paar Keas, die dort unbeeindruckt von den Touristen herumhüpfen. In Neuseeland gab's übrigens bis zur Ankunft des weißen Mannes (und seiner Frau) nur eine einzige Art von
Landsäugetier, und zwar eine recht kleine Fledermaus (die aber dafür in zwei Unterarten). Alles andere hat der Mensch eingeschleppt, muss man betreffend die meisten Viecher sagen, mit teils katastrophalen Folgen. Zuerst Kaninchen und Possums (letztere aus Tasmanien), damit man was zu jagen hatte und Pelze für die Frau Gemahlin. Bloody bad idea. Die Viecher vermehrten sich mangels natürlicher Feinde wie die, eh klar, Karnickel. Also setzte man Wiesel aus, damit die ein wenig aufräumen. Die hielten sich allerdings nicht an den Plan, sondern vertilgten lieber die Vögel, die - bis dahin
ebenfalls ohne Predatoren - teils das Fliegen verlernt hatten und oft einfach auf dem Boden nisteten. Mehr als 20 Vogelarten hat das "Stout" auf dem Gewissen. Und die Possums fraßen und fressen die Vegetation kahl. Vor etlichen Jahren hat man ihre Zahl auf mehr als 70 Millionen geschätzt und die Notbremse gezogen. Fallen (keine Lebendfallen, versteht sich, detto für die Wiesel), Gift und sogar das Ermutigen von Autofahrern, ihren Beitrag zur Dezimierung zu leisten. Heute sollen es
Der Elefant. Links vom Wasserfall beginnt der
Rüssel, hinten oben die Ohren und Augen.
Etwas Fantasie vorausgesetzt.
noch 40 Millionen sein, ungefähr so viel, wie es Schafe gibt. In der Flora gibt es auch ein paar danebengegangene Importe, z.B. den Gelben Ginster, der offiziell ein Unkraut ist, nur kann man es nicht einfach ausrupfen oder mit dem Vernichter drübergehen wie beim Rasen... 



Während es in Te Anau rund 700 mm Regen pro Jahr gibt, sind es hinter den Bergen mehr als zehn mal so viel. Damit fällt hier doppelt so viel Wasser von oben runter wie im Amazonas-Regenwald, und dementsprechend üppig ist die (Regenwald-)Vegetation.

Ordentlicher Blasius am Wasser!

An 200 Tagen im Jahr regnet es. Das Gute am Milford Sound für die Touris ist aber, dass er bei Regen genauso schön ist wie bei Sonnenschein, nur anders. Die Wasserfälle, von denen nur zwei regenunabhängig in substanziellen Mengen Wasser führen, werden in kurzer Zeit deutlich stärker, das Gesamtbild somit noch eindrucksvoller, wenn links und rechts zig Wasserläufe über die Klippen stürzen. Wenn's schüttet, kann man halt schlecht von draußen fotografieren, also war's uns heute ganz recht. Schönwetter auf der Fahrt hin, dann ganz ok, und

Faszinierend, wie sich Bäume und Sträucher
am nackten Fels anhalten.

bei der Ankunft in Te Anau war's wieder recht 
schön. Jetzt bläst der Wind allerdings in Sturmstärke, für morgen ist Sauwetter angesagt, ich werde vermutlich meine anvisierte Jetboatfahrt in Queenstown sausen lassen. Vielleicht werf ich mich stattdessen von einer Brücke mit einem Gummibandl am Knöchel. Just kidding. 

Generell ist es momentan für die Jahreszeit zu kalt. Aber die Kiwis, also die Leute hier, halten sich größtenteils einfach nicht daran. Die Kinder laufen oft in kurzen Hosen und T-Shirts herum, während wir die warme

Da feuchtelt es auch ohne Regen.

Unterwäsche, langärmeliges Zeug und Fleece anhaben, Goretex-Jacke drüber und Mütze drauf...


Zurück zum Milford Sound. Dort hat man ein Unterwasser-Observatorium versenkt, damit man trockenen Fußes die einzigartige Fauna und Flora beobachten kann. Cool. So gibt es hier die Black Coral, die durch Polypenbewuchs eigentlich weiß ist und sonst nur in sehr großen Tiefen vorkommt. Aber durch das nährstoffreiche Frischwasser, das permanent ins Meer strömt, herrscht hier ein ganz
besonderes Klima. Die Süßwasserschicht, die auf dem Salzwasser liegt, ist einen halben bis zu sieben, im Extremfall 14 Meter hoch. Hängt vom Niederschlag ab. Meerestiere können an sich im Süßwasser nicht überleben, kommen aber dennoch immer wieder gern mal nach oben, um sich auf diese Art von Parasiten zu befreien. Schlau, Delfine machen das zum Beispiel. Und auch Pinguine gibt es hier. Einer springt grad die Felsen runter ins Wasser, als wir grade dicht am Ufer nach ihnen Ausschau halten, feiner
Zug von ihm. In den ca. zwei Stunden am Schiff sehen und erfahren wir sehr viel. Der bis zum Wasser reichende Regenwald ist faszinierend, wir bringen den irgendwie nicht in Zusammenhang mit dem hier herrschenden kalten Wetter. Leider ist dieses bei der Ankunft am Terminal so unsicher, dass der Flug mit einem Kleinflugzeug über den Milford und Doubtful Sound zurück nach Te Anau nicht zustande kommt und die Pilotin lieber mit uns im Bus zurückfährt. Das hätte mir sehr gefallen, und wir hätten auch noch den Doubtful Sound, der mindestens ebenso schön sein soll wie der Milford, wenigstens von oben gesehen. Im Bus ist es eher ruhig, die meisten, wie auch wir, sind von den Eindrücken und der Luft erschöpft und nützen die Zeit für ein Nickerchen. Um fünf sind wir wieder im Holiday Park und lassen den Tag in Ruhe ausklingen. Morgen 300 Kilometer über Queenstown zum Lake Wanaka, da das Wetter wahrscheinlich wie erwähnt bescheiden wird, werden wir uns nicht hetzen. Bon weekend an alle Zurückgebliebenen!


Übrigens, die Fotos des Tages (oft einige mehr als im Blog enthalten sind), können mit dem Link, den ich an dieser Stelle immer einfüge, durch Klicken aufgerufen und in voller Größe betrachtet werden.


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