25.11., Clifton-Rotorua

Wir frühstücken im Auto mit direktem Meerblick und kommen wieder einmal ein bisserl zu spät weg. Zu spät ist natürlich ein dehnbarer Begriff, weil wir ja keinen fixen Termin haben. Aber was man in der Früh später wegkommt, kann man halt untertags weniger machen, einfacher Zusammenhang. Der Lake Taupo ziemlich genau in der Mitte der Nordinsel ist nur zwei Stunden entfernt. Der See liegt auf einem der stärksten Vulkane der Erde, einer von wenigen, die für ein globales Artensterben vor zigtausend Jahren verantwortlich sind.
Lesung aus dem Reiseführer: 181 nach Christus hat es einen festen

Lake Taupo

Schepperer gegeben, die Aufzeichnungen der Römer und Chinesen überliefern ein außergewöhnlich dunkles Jahr mit farbenprächtigen Sonnenuntergängen, was mit einem Riesenausbruch korreliert. Vor mehr als 22.000 Jahren fand die bisher größte Eruption des Taupo statt, mit einem Explosivitätsindex von 8, den in der Erdgeschichte nur drei weitere Vulkanausbrüche erreichten. Noch am Cape Kidnappers, 100 km Luftlinie entfernt (wo wir die vergangene Nacht verbrachten), ist die Ascheschicht mit 1,5 Metern Dicke in den Klippen nachweisbar. Man schätzt, dass 800 bis 1.200 Kubikkilometer Asche, Schmelztuff und Bimsstein ausgestoßen wurden. Zum Vergleich: bei der größten Eruption des 20. Jahrhunderts wurden vom Pinatubo 1991 etwa 10 Kubikkilometer ausgeworfen…. Wir schauen, dass wir weiterkommen!


Vorher schauen wir noch bei den Huka Falls vorbei, wo der Waikato, Abfluss aus dem Lake Taupo, durch einen nur ca. 15 Meter breiten Felskanal schießt und dann über eine 10 Meter hohe Kante runterfällt. Nicht besonders hoch, aber dennoch spektakulär, wenn 200 Kubikmeter Wasser pro Sekunde da runterfallen. Gleich ums Eck sind die Craters of the Moon, ein großes Feld mit heißen unterirdischen Quellen, die ihren schwefelhaltigen Dampf samt entsprechendem Odeur über Kamine ausstoßen. Ab und zu verlegt
sich einer mit Gestein, dann baut sich unten der Druck so lange auf, bis es kracht und ein Krater entsteht. In einem davon blubbert in einigen Löchern der Schlamm. Beeindruckend. Die Aktivität des Feldes wurde erst 1958, mit der Eröffnung des ersten geothermischen Kraftwerks ganz in der Nähe, angefacht, einem anderen dafür das Wasser quasi abgegraben.

Weiter ins ca. eine Stunde entfernte Rotorua, wo wir uns so um halb fünf mit Karoline und Lisa treffen wollen, um bei einem Flascherl Wein für die abendliche Maori-Veranstaltung „vorzuglühen“. Wir sind aber schon, siehe oben, ein bisserl im Stress und lassen daher eine weitere Attraktion am Weg aus, wo die mit heißem Schwefelwasser gefüllten Krater aufgrund der unterschiedlichen involvierten natürlichen Chemikalien grellgrün, orange und rot leuchten. Alles geht einfach nicht, und uns ist die Zeit mit den Mädels mehr wert, als durch den Park zu hetzen. Außerdem ist das Licht eh nicht so toll… Lisa hat am Vortag sehr schöne Fotos gemacht, die kann sie uns ja dann einmal schicken…

Die Mädels besuchen uns am Campingplatz, wir genießen den Wein mit ein bisserl Käse und Obst und tauschen unsere jeweiligen Erlebnisse und Erfahrungen aus. Um halb sieben werden wir mit dem Bus abgeholt und in das etwas außerhalb gelegene „Maori-Dorf“ gebracht. Im Bus wählen wir, so wie die anderen Busladungen auch, einen Häuptling, der dann dem örtlichen Oberindianer gegenübertritt und unser aller friedvolle Absichten bekundet. Vorher reißen die Maori noch wilde Grimassen, fuchteln mit ihren Holzspeeren den Gäste-Häuptlingen vor der Nase herum und brüllen, was das Zeug hält. Das traditionelle
Einschüchterungsritual. Dabei dürfen die Besucher keinesfalls lachen oder auch nur reden (soll schon vorgekommen sein, dass ein Maori, dem der Gästehäuptling angesichts seiner Performance ins Gesicht gelacht hat, diesem mit einem Kopfstoß die Nase gebrochen hat, sagt mein Reiseführer, also das Buch). Dann werden die Nasen gerieben und die Köpfe an der Stirn berührt, und alle sind Freunde. Im Dorf gibt es gruppenweise Einführung in das traditionelle Leben der Maori, von Handwerk über Spiel,
Tätowierung und Erlernen der Kriegskunst bis zu einem Haka, heißt das glaub ich, also diesem Einschüchterungstanz, bekannt auch vom neuseeländischen Rugby-Team, das den als Mittel der Einschüchterung immer vorm Spiel aufführt. Ich mach als einer der Freiwilligen mit, erspare der Leserschaft aber das Video davon. Nach ein paar Gesängen und Tänzen geht’s dann zum Essen, einem angeblich originalen Hangi-Mahl, das in heißen Erdlöchern zubereitet wird. Rausgeholt haben sie jedenfalls was aus den Löchern, ob das dann dieselben Sachen waren, die sie uns beim Buffet präsentieren, weiß ich
nicht, ist aber auch egal, gut war’s und reichlich. Die Veranstaltung hatte naturgemäß einen stark kommerziell-touristischen Anstrich, war aber insgesamt dennoch informativ und unterhaltsam. Anders kann man sich meines Wissens nicht über die Gebräuche der Maori informieren, ohne sich dafür ernsthaft in die Materie zu vertiefen.



Um kurz vor elf liefert uns der Bus vorm Campingplatz ab, die Mädels nächtigen in der Jugendherberge 300 Meter weiter, und wir beschließen, morgen noch gemeinsam gemütlich zu frühstücken, um so unser Treffen in Ruhe ausklingen zu lassen.

Hier geht's zum Webalbum.




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