Wir frühstücken im Auto mit direktem Meerblick und kommen
wieder einmal ein bisserl zu spät weg. Zu spät ist natürlich ein dehnbarer
Begriff, weil wir ja keinen fixen Termin haben. Aber was man in der Früh später
wegkommt, kann man halt untertags weniger machen, einfacher Zusammenhang. Der
Lake Taupo ziemlich genau in der Mitte der Nordinsel ist nur zwei Stunden
entfernt. Der See liegt auf einem der stärksten Vulkane der Erde, einer von wenigen,
die für ein globales Artensterben vor zigtausend Jahren verantwortlich sind.
Lesung aus dem Reiseführer: 181 nach Christus hat es einen festen Lake Taupo |
Vorher schauen wir noch bei den Huka Falls vorbei, wo der
Waikato, Abfluss aus dem Lake Taupo, durch einen nur ca. 15 Meter breiten
Felskanal schießt und dann über eine 10 Meter hohe Kante runterfällt. Nicht
besonders hoch, aber dennoch spektakulär, wenn 200 Kubikmeter Wasser pro
Sekunde da runterfallen. Gleich ums Eck sind die Craters of the Moon, ein
großes Feld mit heißen unterirdischen Quellen, die ihren schwefelhaltigen Dampf
samt entsprechendem Odeur über Kamine ausstoßen. Ab und zu verlegt
sich einer
mit Gestein, dann baut sich unten der Druck so lange auf, bis es kracht und ein
Krater entsteht. In einem davon blubbert in einigen Löchern der Schlamm. Beeindruckend.
Die Aktivität des Feldes wurde erst 1958, mit der Eröffnung des ersten
geothermischen Kraftwerks ganz in der Nähe, angefacht, einem anderen dafür das
Wasser quasi abgegraben.
Weiter ins ca. eine Stunde entfernte Rotorua, wo wir uns so
um halb fünf mit Karoline und Lisa treffen wollen, um bei einem Flascherl Wein
für die abendliche Maori-Veranstaltung „vorzuglühen“. Wir sind aber schon,
siehe oben, ein bisserl im Stress und lassen daher eine weitere Attraktion am
Weg aus, wo die mit heißem Schwefelwasser gefüllten Krater aufgrund der
unterschiedlichen involvierten natürlichen Chemikalien grellgrün, orange und
rot leuchten. Alles geht einfach nicht, und uns ist die Zeit mit den Mädels
mehr wert, als durch den Park zu hetzen. Außerdem ist das Licht eh nicht so
toll… Lisa hat am Vortag sehr schöne Fotos gemacht, die kann sie uns ja dann
einmal schicken…
Die Mädels besuchen uns am Campingplatz, wir genießen den
Wein mit ein bisserl Käse und Obst und tauschen unsere jeweiligen Erlebnisse
und Erfahrungen aus. Um halb sieben werden wir mit dem Bus abgeholt und in das
etwas außerhalb gelegene „Maori-Dorf“ gebracht. Im Bus wählen wir, so wie die
anderen Busladungen auch, einen Häuptling, der dann dem örtlichen Oberindianer
gegenübertritt und unser aller friedvolle Absichten bekundet. Vorher reißen die
Maori noch wilde Grimassen, fuchteln mit ihren Holzspeeren den
Gäste-Häuptlingen vor der Nase herum und brüllen, was das Zeug hält. Das
traditionelle
Einschüchterungsritual. Dabei dürfen die Besucher keinesfalls
lachen oder auch nur reden (soll schon vorgekommen sein, dass ein Maori, dem
der Gästehäuptling angesichts seiner Performance ins Gesicht gelacht hat,
diesem mit einem Kopfstoß die Nase gebrochen hat, sagt mein Reiseführer, also
das Buch). Dann werden die Nasen gerieben und die Köpfe an der Stirn berührt,
und alle sind Freunde. Im Dorf gibt es gruppenweise Einführung in das
traditionelle Leben der Maori, von Handwerk über Spiel,
Tätowierung und
Erlernen der Kriegskunst bis zu einem Haka, heißt das glaub ich, also diesem
Einschüchterungstanz, bekannt auch vom neuseeländischen Rugby-Team, das den als
Mittel der Einschüchterung immer vorm Spiel aufführt. Ich mach als einer der
Freiwilligen mit, erspare der Leserschaft aber das Video davon. Nach ein paar Gesängen
und Tänzen geht’s dann zum Essen, einem angeblich originalen Hangi-Mahl, das in
heißen Erdlöchern zubereitet wird. Rausgeholt haben sie jedenfalls was aus den
Löchern, ob das dann dieselben Sachen waren, die sie uns beim Buffet
präsentieren, weiß ich
nicht, ist aber auch egal, gut war’s und reichlich. Die
Veranstaltung hatte naturgemäß einen stark kommerziell-touristischen Anstrich,
war aber insgesamt dennoch informativ und unterhaltsam. Anders kann man sich
meines Wissens nicht über die Gebräuche der Maori informieren, ohne sich dafür
ernsthaft in die Materie zu vertiefen.
Um kurz vor elf liefert uns der Bus vorm Campingplatz ab,
die Mädels nächtigen in der Jugendherberge 300 Meter weiter, und wir
beschließen, morgen noch gemeinsam gemütlich zu frühstücken, um so unser
Treffen in Ruhe ausklingen zu lassen.
Hier geht's zum Webalbum.
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